Blog #36, Marlene (November 2024, Malaysia)

Einige Fakten

Malaysia ist eine parlamentarische Monarchie mit einem föderalen Regierungssystem. Der König, der Yang di-Pertuan Agong, wird alle fünf Jahre aus den Herrschern der neun malaysischen Sultanate gewählt. Der aktuelle König ist Abdullah von Pahang.

 

Die Regierung wird vom Premierminister geführt, der aus der Mehrheitspartei hervorgeht. Mit einer Fläche von 329'842 km² ist Malaysia im internationalen Vergleich überschaubar. Die Hauptstadt Kuala Lumpur ist Heimat von etwa 33 Millionen Menschen. Auf Borneo leben zudem zahlreiche indigene Völker. Etwa 60 % der Bevölkerung sind Muslime, während die restlichen Religionen sich wie folgt verteilen: 20 % Buddhisten, 13 % Christen und 7 % Hindus.

 

Malaysia gilt als aufstrebende Wirtschaftsnation und zählt zu den «Tigerstaaten» Südostasiens. Im Vergleich zu seinen Nachbarn Singapur und Thailand bietet das Land deutlich niedrigere Lebenshaltungskosten und günstigere Kraftstoffpreise.

 

Die Wirtschaft des Landes ist vielfältig. Einnahmen fliessen vor allem aus dem Tourismus sowie dem Export von Palmöl, Erdöl und Erdgas. Eine bedeutende Rolle spielt dabei Petronas, das staatliche Erdöl- und Erdgasunternehmen. In der Schweiz wurde Petronas zwischen 1995 und 2005 bekannt, als es das Sauber F1-Team als Sponsor unterstützte. Petronas engagiert sich stark im Motorsport, insbesondere in der Formel 1. Der Grand Prix von Malaysia wurde allerdings 2017 eingestellt, da die Zuschauerzahlen und der wirtschaftliche Nutzen rückläufig waren.

 

Malaysia existiert in seiner heutigen Form erst seit 1963. Zwischen dem 16. und 20. Jahrhundert war das Gebiet zunächst portugiesisch, dann niederländisch und schliesslich britisch kolonialisiert. Der britische Einfluss ist bis heute deutlich spürbar und zeigt sich unter anderem in der Verwaltung und Infrastruktur des Landes.

Die Einreise

Malaysia ist ein faszinierendes Land, und wir freuen uns auf einige spannende Wochen. Das Einreisen gestaltet sich freundlich, aber mühsam. Die obligatorische Autoversicherung kann nur bar und in malaysischen Ringgit bezahlt werden. Da wir noch keine malaysische Währung besitzen, dürfen wir, ohne die Einreiseformalitäten abgeschlossen zu haben, zum nächstgelegenen Geldautomaten fahren. Doch dieser akzeptiert nur lokale Kreditkarten.

 

Nun gut, wo ist der nächste Geldautomat? Wir fragen uns durch und fahren hoffnungsvoll zu einer Tankstelle, bei der es angeblich einen geben soll. Tatsächlich gibt es einen, doch er ist leer. «No money anymore» – merci vielmal. Der nächste Automat soll ebenfalls bei einer Tankstelle sein. Wir peilen diesen nun etwas frustriert an. Ja, es gibt Geld, allerdings spuckt dieser Automat nur 10er-Ringgit-Noten aus, umgerechnet 2 CHF pro Note. Letzten Endes probieren wir es noch bei einem vierten Automaten. Welch eine Erleichterung: Dieser gibt endlich 50er-Ringgit-Noten aus – immerhin.

 

Mit der Versicherung und einer lokalen SIM-Karte geht es eine Stunde später zurück. Man hat uns bereits vermisst. Der Einreiseprozess für das Auto kann weitergehen. Irgendwann haben wir alle nötigen Papiere zusammen und reisen direkt weiter nach Kuala Perlis, wo sich der Schiffsteg nach Langkawi befindet.

 

In Kuala Perlis finden wir einen Stellplatz, irgendwo hinter einem Haus. Eigentlich wollen wir noch online die Tickets für die Verschiffung nach Langkawi buchen, doch das gestaltet sich als sehr mühsam. Langkawi ist eine «Duty-Free-Zone», weshalb wir eine Inventarliste einreichen müssen. Der Zoll überprüft diese, was etwa drei Arbeitstage dauert. Zudem sind alle Online-Tickets für mehrere Tage ausgebucht.

Wir beschliessen, uns morgen direkt am Schalter zu informieren, und fallen bald darauf unerledigter Dinge ins Bett.

Durch die Mangroven auf der Insel Langkawi

Um neun Uhr stehen wir vor dem Büro, und keine 30 Minuten später halten wir alle Tickets in den Händen und können noch heute auf die Insel übersetzen. Wir strahlen und reihen uns schon bald in die Warteschlange ein. Eine Inventarliste ist offenbar nicht notwendig.

 

Das Langkawi-Archipel besteht aus 99 tropischen Inseln im Norden Malaysias. Nach drei Stunden Überfahrt erblicken wir die Yachten, die hier vor Anker liegen. Zwei davon googeln wir aus reiner Neugierde. Auf einer schaukeln etwa 600 Millionen hin und her. Der Unterhalt der grösseren Jacht kostet pro Jahr rund 50 Millionen. Hoffentlich weiss der russische Oligarch, dass er hier noch eine parkiert hat.

 

 

Kaum an Land, suchen wir einen Stellplatz und genehmigen uns in der nahegelegenen Strandbar ein Wasser beziehungsweise ein Bier. Cool, dass wir es auf die grüne, vogelreiche Insel geschafft haben. Der Platz ist okay, doch morgen suchen wir uns einen passenderen, da wir die Insel sowieso erkunden wollen.

 

 

Der Strand, den wir ansteuern, bietet Ruhe, weichen weissen Sand und klares, warmes Wasser. Hier können wir unser Boot problemlos ins Wasser schieben und den geplanten Ausflug in die Mangroven starten. Noch vor Sonnenaufgang setzen wir den Motor in Gang, um dem grossen Ansturm und dem damit verbundenen Bootsverkehr aus dem Weg zu gehen. Bald darauf kreisen Weisskopfadler über unseren Köpfen, und wir entdecken verschiedene andere Vogelarten. Die Durchfahrt durch die «Krokodil-Höhle» war grossartig und beeindruckend – möglich allerdings nur bei Ebbe. Bei Flut wären wir steckengeblieben oder hätten uns zumindest Beulen am Kopf geholt.


Gunung Raya und die Treppe oder was davon übrig ist

Nach einem köstlichen veganen Sushi-Mittagessen und dem Wocheneinkauf machen wir uns auf den Weg zum höchsten Punkt der Insel: dem Gunung Raya. Mit seinen über 800 Metern bietet er von der Aussichtsplattform aus sicherlich einen beeindruckenden Panoramablick über die Insel und bis nach Thailand. Heute allerdings herrscht Nebel oder Dunst, und die Aussicht ist weniger spektakulär. Wir beschliessen, auf dem kleinen Parkplatz bei der Aussichtsplattform zu übernachten, um die angenehm kühle Luft zu geniessen.

 

Spät am Abend, als wir gerade schlafen gehen wollen, tauchen zwei Autos auf. Etwa zehn Männer steigen aus, richten ein Barbecue ein und starten eine kleine Party mit Musik. Schlaf wird wohl auf morgen verschoben, denke ich mir. Doch der Monsun hat ein Einsehen: Ein heftiges Gewitter zieht auf, vertreibt die Gesellschaft und sorgt dafür, dass der Parkplatz wieder leer ist. Ruhe kehrt ein – dem Regen sei Dank.

 

Um sechs Uhr morgens starten wir in den Tag. Direkt neben unserem Stellplatz beginnt ein Treppenweg, der bis zum Fuss des Berges hinabführt. 4'287 Stufen überwinden dabei 750 Höhenmeter. Unser Plan, hinunter und wieder hinauf. Im dämmrigen Licht steigen wir die Treppe hinab, begleitet von ohrenbetäubendem Zirpen der Zikaden. Es klingt, als würden Sirenen durch den dichten, grünen Regenwald heulen.

 

Der Weg wird offenbar selten genutzt, denn bald müssen wir über umgestürzte Bäume klettern. Zum Glück gibt es an einigen Stellen Hilfsseile. Manchmal fehlen ganze Abschnitte der Treppe, und wie so oft auf unseren Touren entwickelt sich das Vorhaben zu einem kleinen Abenteuer. Unten angekommen bemerken wir, dass sich mehrere Blutegel an unseren Fesseln festgesaugt haben. Blutspenden stand heute eigentlich nicht auf dem Programm. Wir entfernen die ungebetenen Gäste, waschen unsere Beine in einem Bach und ärgern uns über die Entscheidung, kurze Hosen zu tragen. Die Bissstellen bluten weiter, denn der Speichel der Blutegel enthält einen Stoff, der die Gerinnung hemmt. Zum Glück gibt es keine Haifische auf dem Rückweg. Also nehmen wir die steilen Treppen wieder in Angriff.

 

Oben angekommen, sind wir erleichtert – und stolz. Trotz allem haben wir die Herausforderung erstaunlich gut gemeistert.

 

Hungrig schneiden wir eine Wassermelone auf und bereiten frischen Saft zu, den wir bei nun klarer Sicht auf das Panorama geniessen. Leider haben wir den Fruchtsaft kurz unbeaufsichtigt auf dem Tisch stehen lassen, was sich sofort rächt. Eine Gruppe Affen bedient sich an unserem Frühstück. Heute teilen wir unseren Saft also grosszügig mit Blutegeln und Affen. Einheimische Besucher zeigen uns später, wie man mit Kräutern, die direkt neben dem Parkplatz wachsen, die Blutung stillen kann – eine fantastische Entdeckung!

 

Bald darauf machen wir uns auf die kurvenreiche Strasse hinunter und füllen unterwegs unseren Wassertank mit frischem Quellwasser.

 

Unser letzter Tag auf der Insel gehört einem Traumstrand, umgeben von sanftem Wellengeräusch und Vogelgezwitscher. Am Abend gönnen wir uns ein Essen in einem vegetarischen Restaurant, das ich ausgesucht habe, um meinen fünften Geburtstag auf Reisen zu feiern. Es ist kaum zu glauben, wie schnell die Zeit vergangen ist! Ich möchte keine einzige Sekunde davon missen – ich liebe, was ich tue.

 

Diese Zeilen schreibe ich aus unserer schwankenden Wohnbox, denn wir sind gerade auf eine Fähre gefahren. In etwa drei Stunden erreichen wir das Festland. Doch vorher muss ich wohl raus – mein Magen grummelt.


Die Insel Penang

Penang wird oft als die «Perle des Orients» bezeichnet, und unser Weg dorthin führt uns über eine imposante Brücke. Ich bin froh, dass wir keine Fähre nehmen müssen. Die Insel beeindruckt mit einer reichen Vergangenheit und einer ausgeprägt multikulturellen Gesellschaft. Angeblich soll es hier das beste Essen geben – wir sind gespannt und lassen uns überraschen.

 

Unsere erste Station ist der lebhafte Ferringhi-Strand, bekannt für seine pulsierende Atmosphäre und den beliebten Nachtmarkt. Hier reihen sich das nach wie vor berühmte Hard Rock Café und zahlreiche luxuriöse Hotels aneinander, die eher im oberen Preissegment angesiedelt sind. Mit etwas Geduld finden wir schliesslich einen schattigen, bezahlbaren Parkplatz. Mittlerweile wissen wir, dass wir zuerst ohne Auto nach dem Preis fragen sollten – sobald die Parkplatzbetreiber unser Fahrzeug sehen, wird es schnell teurer. Oft laufen wir daher zu Fuss vor, handeln den Preis aus und fahren erst dann ein. Manche verlangten Beträge wären hoch genug, um stattdessen in einem Hotel zu übernachten.

 

Die Nächte am Strand sind angenehm ruhig, und morgens werden wir mit tierischen Begegnungen belohnt: Affen, leuchtend gelbe Pirols und unsere heissgeliebten Nashornvögel (Hornbills) lassen sich blicken. Auch flinke Eichhörnchen huschen um uns herum. Trotz der touristischen Bekanntheit scheint die Natur hier noch intakt zu sein.

 

Ein besonderes Ziel auf Penang ist der abgelegene Pantai Kerachut, der sich im autofreien Nationalpark befindet. Der Strand ist nur zu Fuss oder per Boot erreichbar und bietet kaum Infrastruktur – genau das Richtige für uns als Natur- und Wanderliebhaber. Früh am Morgen machen wir uns mit gefüllten Rucksäcken auf den Weg, denn es liegen etwa 15 Kilometer vor uns. Die frische Luft, die Ruhe und die Einsamkeit des Dschungels sind einfach herrlich.

 

Am Strand selbst befindet sich eine kleine Schildkröten-Aufzuchtstation, die uns jedoch nur mässig beeindruckt. In einem viel zu kleinen Becken schwimmt eine einzelne Schildkröte ihre Runden. Ein verwitterter Zettel am Beckenrand erklärt, dass das Tier verletzt aufgefunden wurde und «nächste Woche» wieder freigelassen werden soll. Doch wie viele «nächste Wochen» diese Schildkröte schon hinter sich hat, bleibt ungewiss.

 

Der Strand selbst ist wunderschön – umgeben von dichtem Dschungel, mit feinem weissem Sand und angeblich angrenzend an einen Süsswassersee, den wir jedoch leer vorfinden. Für den Rückweg wählen wir eine längere, weniger begangene Route. Umgestürzte Sträucher und Bäume zeugen davon, dass dieser Pfad kaum genutzt wird. Unterwegs entdecken wir Picknickplätze und sogar grössere Zeltplätze mit WCs und Waschstellen. Leider sind diese Einrichtungen zwar einst gebaut, aber offensichtlich nie gewartet worden – nur noch Ruinen erinnern an die ursprüngliche Infrastruktur.

 

Erschöpft kehren wir schliesslich zum Eingang des Nationalparks zurück. Die Wanderung war anstrengend, und wir sind erleichtert, dass die Duschen am Eingang noch funktionstüchtig sind. Mit Freude «hüpfen» wir unter das erfrischende Wasser und geniessen die wohlverdiente Abkühlung.


Georg Town

Wir möchten unbedingt George Town, ein UNESCO-Weltkulturerbe, besuchen. Die Stadt ist bekannt für ihre beeindruckende Kolonialarchitektur, kreative Strassenkunst und farbenfrohe Tempel. Neben der kulturellen Vielfalt soll auch das Street Food hier fantastisch sein. Kein Wunder, dass wir uns oft in hübschen, stilvollen Cafés niederlassen, um die immer wiederkehrenden Regenschauer der beginnenden Monsunzeit auszusitzen. Die Monsunzeit endet erst lange, nachdem wir die Region bereits verlassen haben.

 

Im Rahmen unseres kulturellen Streifzugs besuchen wir das Pinang Peranakan Mansion – ein prachtvolles, restauriertes Herrenhaus aus dem 19. Jahrhundert, das als Kulturmuseum Einblicke in das luxuriöse Leben der Peranakan-Kultur bietet. Die Sammlung umfasst zahlreiche Antiquitäten, darunter beeindruckende Schmuckstücke. Unser humorvoller Guide erklärt uns, dass die goldenen Fussringe einer Braut in der ersten gemeinsamen Nacht angelegt werden, um sie als «gebunden» zu kennzeichnen. Diese Tradition erinnert mich eher an Fussfesseln – nichts für mich, danke! Nein, Dani, ich bleibe lieber bei meinem schlichten Bändeli aus Indien, dass meine Fessel schmückt.

 

Ein weiteres Highlight des Museums ist der «Kingfisher Feather Jewelry». Diese atemberaubenden Schmuckstücke werden aus fein geschnittenen Federsträhnchen des Eisvogels gefertigt – einer Kunstform mit langer Tradition in der chinesischen Kultur. Früher war dieser Schmuck ein Zeichen von Eleganz, Wohlstand und Raffinesse, getragen von der chinesischen Elite. Heute wird er ausschliesslich aus Kunstfedern hergestellt, um den Bestand dieser wunderschönen Vögel zu schützen. Ein grosses Daumen hoch dafür!

 

Auch amüsante Anekdoten kommen nicht zu kurz. Vor dem Ehebett steht ein Bambuskorb mit einer Henne und einem Hahn. In der Hochzeitsnacht werden die Tiere in den Korb gesetzt, der dann ins Bett gestellt wird. Am Morgen hebt das Paar den Deckel an: Verlässt der Hahn den Korb zuerst, soll das erste Kind ein Junge werden – bei der Henne entsprechend ein Mädchen. Witzig, wie sich Traditionen wandeln: Von der Hühnertechnologie zum Ultraschall. 

 

Zum Abschluss unseres Aufenthalts können wir eines mit Sicherheit sagen: Die Strände sind OK aber das Essen hier ist absolut fantastisch! Besonders das riesige indische Viertel hat es uns angetan. Es fühlt sich fast so an, als würden alle der erwähnten 7 % indischen Einwohner Malaysias hier leben. So geniessen wir erneut ein typisch indisches Frühstück, das mich tief berührt. Ich kann die Tränen kaum zurückhalten – Indien, du fehlst mir! Ob dieses facettenreiche Land wohl für immer mein Favorit bleiben wird?


Cameron Highlands und geführte Touren die niemand will

Wir freuen uns auf die Hügel, die unberührte Natur und das angenehm kühle Klima. Dieses Hochland, auf etwa 1'500 Metern über Meer gelegen, ist bekannt für seine Tee- und Erdbeerplantagen. Nach einer Fahrt über eine enge, kurvige Strasse finden wir einen einzigartigen Stellplatz mitten in den Teebüschen. Allerdings wird dort gerade mit Chemikalien gesprüht – ein weniger idyllisches Detail, das wir dennoch hinnehmen.

 

Kaum angekommen, treffen wir auf eine herzliche Einheimische, die uns mit reichlich frischem Gemüse und zahlreichen Tipps versorgt. Doch unsere Pläne für den nächsten Tag stehen bereits fest: Ausschlafen! Ausnahmsweise müssen wir nicht frühmorgens um sechs los, und wir geniessen den Luxus, den Tag entspannt zu beginnen.

 

 

Gut ausgeruht und mit Wanderstöcken ausgestattet, machen wir uns schliesslich auf den Weg zum Mossy Forest. Dieser berühmte Wald soll für seine mystisch-neblige Atmosphäre bekannt sein, die von alten, moosbedeckten Bäumen geprägt wird.

 

 

Doch die Realität vor Ort ist ernüchternd: Nebel, ja – Mystik, eher nein. Der Zugang zum Wald ist komplett abgesperrt, und Wanderungen sind nur mit einem Tourguide erlaubt – natürlich gegen Bezahlung. Stellt euch vor, ihr wolltet den Uetliberg in Zürich besteigen und müsstet dafür einen Reisebegleiter buchen. Dani bringt es treffend auf den Punkt: «Es sollte ein Menschenrecht sein, in Wäldern, auf markierten Wegen, frei spazieren zu dürfen.»

 

 

Enttäuscht von der stark touristischen Inszenierung des Mossy Forest beschliessen wir am nächsten morgen weiterzufahren – in Richtung Kuala Lumpur.


Schieflage in den Teeplantagen

Diesmal starten wir bereits um sechs Uhr in der Hoffnung, dass wir auf der engen Strasse möglichst wenigen Fahrzeugen begegnen. Es ist noch dunkel, und Dani manövriert vorsichtig, weicht den tiefhängenden Ästen aus und bleibt konzentriert. Doch plötzlich kommen wir seitlich ins Rutschen – das Fahrzeug steht bedrohlich schräg. Dani reagiert sofort, bringt den Unimog zum Stehen und aktiviert alle Sperren und Bremsen.

 

Ein Rundgang mit der Taschenlampe enthüllt das ganze Ausmass der Situation – und das unglaubliche Glück, das wir dennoch hatten. Die Strasse fällt an dieser Stelle etwa zwei Meter steil ab. Durch den anhaltenden Regen ist der Untergrund rutschig, die Erde stark aufgeweicht. Das linke Vorderrad ist ungefähr einen halben Meter abgerutscht und hängt an einer Asphaltplatte, die ein weiteres Abrutschen verhindert. Das hintere Rad steht auf einer durchweichten Erdinsel, die nach vorne ebenfalls in die Tiefe abfällt. Ohne die rettende Asphaltplatte hätten wir uns überschlagen und wären seitlich in den Teesträuchern gelandet.

 

Tief durchatmen. Ruhe bewahren. Doch die Optionen sind begrenzt. Rückwärtssetzen würde das Vorderrad von der Asphaltplatte lösen, Vorwärtsfahren das hintere Rad in die Tiefe stürzen lassen – beide Varianten enden unweigerlich im Kippen. Zu allem Übel beobachten wir, wie sich die durchnässte Erdinsel langsam absenkt. Der Unimog steht bereits gefährlich schräg, und wir wissen nicht, wann der kritische Punkt erreicht ist.

 

In einem ersten Versuch lassen wir die Luft aus den Reifen auf der rechten Seite, um die Neigung zu verringern. Doch an der Hinterachse zeigt das kaum Wirkung, da das rechte Rad bereits fast in der Luft hängt. Dani sichert das Fahrzeug mit unseren Bergungsseilen an dem Baum mit tiefen Ästen, welchen er ausweichen wollte.

 

Wir rufen die Polizei (Tel. 999) und schildern unsere Situation. Wenig später beauftragt man für uns einen Abschleppdienst. Während wir im strömenden Regen in Flip-Flops, kurzen Hosen und T-Shirts frieren, hoffen wir auf schnelle Hilfe. Kleiderwechsel im Moment unmöglich, denn ein Einstieg in die Kabine ist nicht möglich.

 

Nach weniger als einer Stunde erscheint die «Rettung»: ein kleines Abschleppfahrzeug mit Seilwinde. Der Plan ist, uns rückwärts aus der misslichen Lage zu ziehen, denn vorwärts wäre der Sturz unausweichlich. Das Abschleppfahrzeug positioniert sich oberhalb auf unserem alten Stellplatz, hinter einem Baum, um selbst nicht abzurutschen. Doch der Versuch ist zum Scheitern verurteilt: Kaum wird Gas gegeben, reisst das Stahlseil – wie zu erwarten.

 

Unsere Nerven, unsere Geduld und unser Verständnis sind inzwischen äusserst strapaziert. Weitere Fahrzeuge treffen ein, aber schon beim Anblick wird klar, dass auch diese nicht die nötige Kraft oder Ausstattung mitbringen. Dani macht deutlich, dass ein hydraulischer LKW-Wagenheber benötigt wird, um das linke Hinterrad wieder auf Strassenniveau anzuheben. Danach könnten wir die Nasse Erdinsel mit Steinen befestigen, bevor drei Abschleppfahrzeuge gleichzeitig versuchen, uns langsam herauszuziehen.

 

Nach langem Warten und einigen Diskussionen wird der Plan endlich umgesetzt. Und tatsächlich, nach fünf nervenaufreibenden Stunden steht unser Grosser wieder sicher auf der Strasse. Eine Welle der Erleichterung und Dankbarkeit überkommt uns – das war knapp und hätte wirklich ins Auge gehen können.

 

Während der Bergung musste die Strasse für Touristen und Reiseveranstalter gesperrt werden, die der Situation geduldig ausgeharrt hatten. Trotz allem nehmen wir aus dieser Gegend etwas Positives mit. Die herzlichen Begegnungen mit anderen Reisenden. Ein grosses Dankeschön an alle, die uns moralisch und tatkräftig unterstützt haben – ohne euch wäre es noch schwieriger geworden.


Kuala Lumpur /Klia Flughafenparkplatz

Nach einer erholsamen Nacht und einem entspannten Frühstück an der Küste setzen wir unsere Reise in Richtung Hauptstadt fort. Unser Plan ist unseren Grossen für fünf Nächte auf dem Langzeitparkplatz am Flughafen abzustellen. Für lediglich umgerechnet 20 CHF können wir auf dem gesicherten Gelände parken und bequem mit dem kostenlosen Shuttlebus direkt zu unserem Terminal gelangen. Ein kurzer Abstecher nach Singapur steht bevor.

Singapur, einige Fakten

Singapur ist ein faszinierendes Land und eine pulsierende Stadt zugleich. Es ist einer der kleinsten Staaten der Welt- Rund 5.5 Millionen Menschen leben hier, mit einer beeindruckenden kulturellen Vielfalt. Es finden sich geschäftige Chinesen, Malaien, strahlende Inder und weiter Gruppen ein. Singapur hat strenge Gesetzte, was die Stadt besonders sicher und sauber macht. (Kaugummi-Verbot etc.) Singapur ist ein Finanz- und Innovationszentrum und zählt zu den reichsten Ländern der Welt. Rund 50% des Staates sind Grünflächen und wir hoffen, das bleibt so.

Joo Chiat

Nach einem turbulenten einstündigen Flug landen wir in Singapur. Da das Leben hier eher kostspielig ist, entscheiden wir uns, alle Transporte mit der Metro oder dem Bus zurückzulegen. Die öffentlichen Verkehrsmittel sind sauber, schnell und äusserst zuverlässig.

 

Während unseres viertägigen Aufenthalts dürfen wir bei langjährigen Bekannten im trendigen Viertel Joo Chiat wohnen. Dieses kulturell reiche Quartier ist berühmt für seine farbenfrohen Peranakan-Häuser, seine kulinarische Vielfalt und seine historische Bedeutung.

 

Entlang der Strassen reihen sich liebevoll renovierte Shophouses aus dem frühen 20. Jahrhundert, geschmückt mit kunstvollen Fliesenmustern und eleganten Holzfenstern. Der Gentrifizierungsprozess ist jedoch deutlich spürbar. Das einst wirtschaftlich benachteiligte Viertel wird durch Modernisierung und steigende Immobilienpreise aufgewertet, was wohlhabendere Bewohner anzieht, aber auch dazu führt, dass alteingesessene Bewohner und kleine Geschäfte weichen müssen.

 

Von unserem Standort aus können wir direkt bis ans Meer joggen. Die Strecke entlang der Küste bietet einen herrlichen Blick auf die zahlreichen Schiffe, die vor Anker liegen. Heute findet der Singapur-Marathon statt, und hin und wieder laufen wir parallel zu den Teilnehmern. Ich bin froh, dass ich nicht die vollen 42 Kilometer bewältigen muss – kaum ist die Sonne aufgegangen, wird es hier bereits drückend heiss.


Botanischer Garten

Wir besuchen unter anderem den «National Orchid Garden» – ein absolutes Muss für Naturliebhaber. Aus sicherer Quelle wissen wir, dass ein Schweizer den wir kennen, aber namentlich nicht nennen wollen, einen Teil seiner eigenen Sammlung hierher gespendet hat. Der Garten liegt im Herzen des weltberühmten Botanischen Gartens von Singapur. Über 1000 Orchideenarten und 2000 Hybriden aus aller Welt warten darauf, bewundert zu werden.

 

 

Besonders beeindruckend ist der VIP-Garten, in dem Orchideen-Hybriden nach Berühmtheiten benannt sind, wie etwa Nelson Mandela oder Margaret Thatcher. Einige der seltenen Sorten sehen mit ihren filigranen Blüten aus wie kleine rote, hängende Engel – vielleicht liegt dieser Eindruck auch an der allgegenwärtigen Weihnachtsmusik, die in Endlosschleifen durch die Stadt klingt.

 

 

Der Botanische Garten selbst ist Teil des UNESCO-Weltkulturerbes und, wie die meisten geschützten Orte dieser Kategorie, ein Garant für eindrucksvolle Erlebnisse. Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall!


Kulinarik und Highlights in Singapur

Singapur ist kulinarisch ein wahres Paradies. Wo so viele kulturelle Einflüsse aufeinandertreffen, ist das Essen schlicht überwältigend. Wir verpflegen uns überwiegend in den «Hawker Centres» – überdachten Strassenmärkten, die köstliche und bezahlbare Gerichte anbieten. Diese dicht aneinandergereihten Küchenstände machen es mir leicht, auch vegetarische Optionen zu finden. Die «Hawker Centres» sind nicht nur eine Attraktion Singapurs, sondern bieten auch authentische Speisen aus den unterschiedlichsten Küchen. Solche Essensmärkte sind in ganz Asien verbreitet. In Thailand erkennt man sie oft schon von weitem am kleinen Verkehrschaos vor den Hallen.

Die hygienischen Standards sind meist gut, und wir geniessen die Gerichte ohne grosse Bedenken. Bisher hatten wir Glück – unsere Mägen rebellieren nur selten. Und ehrlich gesagt: Wer Indien überstanden hat, darf sich über eine unglaublich robuste Darmflora freuen! 😊


Gardens by the Bay und Marina Bay

Heute steht ein Besuch des futuristischen Parks Gardens by the Bay auf dem Programm. Der 2012 eröffnete Garten beeindruckt durch seine Kombination aus Architektur, Natur und Nachhaltigkeit. Besonders faszinierend sind die ikonischen «Supertrees» und der Flower Dome. Mit in den Nacken gelegten Köpfen schlendern wir unter den gigantischen Baumskulpturen hindurch, die in ihrer Höhe und Eleganz kaum zu übertreffen sind.

 

Von dort führt uns unser Weg entlang der Marina Bay zum berühmten Merlion, dem Wahrzeichen der Stadt – eine Mischung aus Löwe und Fisch. Da wir Singapur bereits früher besucht haben, geniessen wir diverse Sehenswürdigkeiten dieses Mal nur aus der Ferne. Stattdessen bringt uns die klimatisierte Metro direkt zum Hafen, wo uns die gewaltigen Kräne und Verladestationen in ihren Bann ziehen. Dazu gibt es demnächst mehr.

 

Singapur ist zweifellos einen Abstecher wert und eignet sich hervorragend als Zwischenstopp für ein paar Tage. Die Kombination aus kultureller Vielfalt, modernem Stadtleben und einer Prise Natur macht diesen Stadtstaat zu einem unvergesslichen Erlebnis.


Retour in Malaysia – Port Klang

Morgens um zwei Uhr fallen wir müde, aber glücklich in unser eigenes Bett. Unser Unimog steht, wie erwartet, tadellos auf dem überwachten Parkplatz. Der Wecker ist gestellt, denn schon um sechs geht es nach ein paar kleinen Reparaturen in der Box weiter. Wir kämpfen uns durch den Morgenstau zur Waschanlage, denn heute muss das Fahrzeug zur Verschiffung bereitgemacht und gründlich gereinigt werden. Um elf holt uns der Spediteur ab und bringt uns zum Hafen.

 

In Port Klang heisst es Abschied nehmen: Für mehrere Wochen übergeben wir unseren treuen Begleiter, während wir mit dem Rucksack die nächsten Monate überbrücken. Die Verschiffung ist teuer, doch angesichts des Aufwands und der Logistik nachvollziehbar. Das Fahrzeug wird auf ein sogenanntes Flat Rack verladen – eine spezielle Plattform für sperrige oder schwere Güter, die nicht in Standard-Container passen.

 

Mit zwei Gabelstaplern wird unser Unimog vorsichtig angehoben und langsam auf das Rack gesetzt. Danach sichern orangefarbene LKW-Spanngurte das Fahrzeug. Diese Gurte, die mit Ratschen straffgezogen werden, bleiben bis zum Zielhafen geschlossen. Es dauert fast eine Stunde, bis alle Beteiligten mit der Sicherung zufrieden sind. Ein Beamter von der Hafenbehörde nimmt die Sicherung ab und erstellt eine Freigabe, dass die Kontrolle bestätigt. Ohne dieses Dokument kann die Fracht nicht verladen werden. Wir beobachten den Ablauf fasziniert, während draussen ein Monsunregen niedergeht. Nach einer kurzen Pause bessert sich das Wetter, und Dani kümmert sich darum, alle Batterien abzuklemmen, um Brände zu vermeiden.

 

Vor der Abfahrt wird unser Unimog auf unseren Wunsch mit einer Plane abgedeckt – ein kleiner Schutz vor Wind und Salzwasser. Ob sie den Bedingungen auf hoher See standhält, bleibt abzuwarten, aber ein Versuch ist es wert. Das Flat Rack wird schliesslich mit Stahlseilen hochgehoben, auf einen Tieflader verladen und zum Hafen transportiert. Ein letztes Mal blicken wir unserem treuen Begleiter nach: Goodbye, Unimog!

 

Die Planung der Verschiffung war herausfordernd und teilweise frustrierend. Kurz vor dem ursprünglich geplanten Termin erhielten wir die Nachricht, dass das Schiff ausgebucht sei. Wir mussten alles stehen und liegen lassen, um eine neue Lösung zu finden – mitten in der Hochsaison um Weihnachten und Neujahr. Doch das Glück war auf unserer Seite, und am Ende passte alles perfekt zu unseren Plänen. Solltet ihr ähnliche Vorhaben haben, zögert nicht, uns zu kontaktieren.


Wolkenkratzer, Kultur und Kulinarik in Kuala Lumpur

In Kuala Lumpur haben wir ein modernes Studio im Herzen der Stadt gemietet. Der Preis ist moderat, da das Gebäude noch nicht vollständig fertiggestellt ist – was uns jedoch nicht stört. Im 53. Stockwerk geniessen wir einen fantastischen Ausblick sowie den Zugang zu Pool, Fitnessraum und Sauna. Unser Morgenmüesli (ein typisch schweizerisches Frühstück) bereiten wir in der eigenen Küche zu, während wir abends in den vielen Essensstrassen oder in exzellenten indischen Restaurants speisen. Dank Tipps von Bekannten, die lange hier lebten, entdecken wir wahre kulinarische Highlights.

 

Die Tage verfliegen. Wir erkunden die Stadt zwei Tage lang mit dem «Hop-on-Hop-off»-Bus, wobei wir angesichts der Hitze die klimatisierte Fahrt mehr geniessen, als oft auszusteigen. Die historischen Informationen aus den Lautsprechern sind spannend, wenn auch ziemlich laut (ja, wir werden älter!). Besonders interessant finden wir die Geschichte der japanischen Besatzung während des Zweiten Weltkriegs. Die Ereignisse in Südostasien sind uns bisher kaum bekannt gewesen.

 

Natürlich besuchen wir auch die berühmten Petronas Towers. Die 452 Meter hohen Zwillingstürme mit ihrer eleganten Stahl- und Glasfassade sind beeindruckend, auch wenn der Regen die Aussicht trübt. Vom 86. Stock aus ist der Blick auf den KL Tower und das Merdeka 118 – das aktuell zweithöchste Gebäude der Welt – nur schemenhaft. Doch was soll's, man kann nicht immer gewinnen. Die Zahl 118 ergibt sich aus der Anzahl der Etagen.

 

Ein weiteres Highlight ist der Thean Hou Tempel, den wir zu Fuss erklimmen. Die Mischung aus chinesischer, buddhistischer und taoistischer Architektur beeindruckt uns, und wir erfahren, dass der Tempel der Meeresgöttin Thean Hou gewidmet ist – der Schutzpatronin der Seefahrer, Fischer und, wie wir glauben, auch unseres Unimogs.

 

Nach elf abwechslungsreichen Tagen in Kuala Lumpur sind die Rucksäcke erneut gepackt und wir machen uns auf den Weg zur Busstation. Nächster Halt: der Flughafen von Malaysia. Wohin die Reise uns führt? Lasst euch überraschen!


Dies und das über Malaysia

Die niedrigen Benzin- und Dieselpreise kommen uns sehr entgegen. Dank staatlicher Subventionen gehört Malaysia zu den grössten Ölproduzenten Südostasiens und verfügt über beachtliche Öl- und Gasvorkommen.

Interessant ist auch das duale Rechtssystem des Landes: Neben dem Zivilrecht, das für alle Bürger gilt, existiert das Scharia-Recht, das nur für Muslime verbindlich ist. Für uns als Touristen gibt es keine Einschränkungen, dennoch passe ich meine Kleidung an und laufe selbstverständlich nicht im Bikini durch die Lokale (obwohl ich das sonst immer tue 😊).

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