Blog #35b, Marlene (Oktober 2024, Thailand Teil II)

Schnell weg hier

Zurück auf dem Festland steht der Gang zur Visumverlängerung in Trat an. Schnell geht es zwar nicht, aber das spielt keine Rolle – Hauptsache, es klappt und wir können unsere Zeit in Thailand von 60 auf 90 Tage verlängern. Mit dem neuen Stempel im Pass machen wir uns gemütlich auf den Weg entlang der Küste und folgen dabei streckenweise der berühmten Sukhumvit Road. Diese beeindruckend lange Strasse verbindet Bangkok mit Trat und führt weiter bis zur kambodschanischen Grenze. In Bangkok werden wir das Permit für den Unimog ebenfalls um 30 Tage verlängern müssen.

 

Die Küste hinterlässt bei uns keinen bleibenden Eindruck: Schmale, teils vermüllte Strandabschnitte wirken wenig einladend. Verlassene, verfallene Hotelanlagen erzählen von einer Vergangenheit. Diese Gegend hat offenbar ihren Höhepunkt schon überschritten. Kurz vor Pattaya stossen wir jedoch auf einen charmanten Stellplatz, den wir am Wochenende mit zahlreichen Thais teilen. Trotz der lebhaften Atmosphäre fühlen wir uns hier überraschend wohl.

 

Nachts beobachten wir die grünen Lichter der Fischerboote auf dem Meer – sogenannte «Squid-Boote». Mit ihren leuchtend grünen Lampen locken sie Tintenfische an die Oberfläche. Das Licht ist so intensiv, dass es bis zum Meeresboden reicht und den Fang für die Fischer erleichtert. Was wir davon halten? Nicht viel. Können wir etwas daran ändern? Ja, indem wir uns weiterhin dagegen entscheiden, Tintenfisch zu essen.


Junges Fleisch in Pattaya

Pattaya, einst ein ruhiges Fischerdorf, hat sich im Laufe der Jahre zu einer Grossstadt entwickelt. Unser Nachtplatz ist mehr oder weniger – eher weniger – ruhig, doch er bietet den Vorteil, dass wir Promenade, Strand und die berühmte «Walking Street» bequem mit unseren Fahrrädern erreichen können.

 

Die Walking Street zählt zu den bekanntesten Attraktionen der Stadt und ist ein weltweit bekanntes Ausgehviertel. Bitte bedenkt, dass die folgenden Zeilen lediglich unseren Eindruck eines einzigen Tages widerspiegeln. Pattaya scheint die Hochburg der Prostitution zu sein: Alkohol fliesst in Strömen, Cannabis wird offen konsumiert, und käufliche Liebe wird unverhohlen zur Schau gestellt.

 

Viele der hier Verweilenden, vor allem gestrandete Westler, wirken verloren – mit zittrigen Händen und einem Morgenbier, das wohl mehr Notwendigkeit als Genuss ist. Glücklich wirken sie dabei kaum.

 

Auch die überwiegend männlichen Touristen aus aller Welt scheinen aus den genannten Gründen hier zu sein. Die Klischees bewahrheiten sich: alte weisse Männer, oft mit Halbglatze oder missglückten Versuchen, diese zu kaschieren, begleitet von jungen Thais. Markant und stolz präsentierten einzelne ihren vom intensiven Bierkonsum gezeichneten Bauch. Einige tragen verblasste Tätowierungen, die wohl einst cool und individuell wirken sollten, nun aber nur noch hilflos an vergangene Zeiten erinnern.

 

Wir schlendern durch das Viertel, beobachten das Treiben und können unseren Blick nicht abwenden. Immer wieder stossen wir uns gegenseitig mit dem Ellbogen an: «Schau mal da!» oder «Oh mein Gott, hast du das gesehen?». Dabei geniessen wir frischen Kokosnusssaft – ein kleiner Genuss inmitten der bizarren Szenerie.

 

Doch es gibt auch andere Bilder. Einige junge Besucher scheinen sich mehr für Muay Thai, das traditionelle Thaiboxen, zu interessieren. Diese jahrhundertealte Kampfkunst ist tief in der thailändischen Kultur verwurzelt und kombiniert körperliche Fitness, mentale Stärke und spirituelle Disziplin. Die Kämpfe werden von traditioneller Musik begleitet, und vor Beginn führen die Kämpfer den «Wai Kru»-Tanz auf, um ihre Trainer, Lehrer und die Geister zu ehren. Als uns ein Regenguss überrascht, nutzen wir die Gelegenheit, eine entspannende Fussmassage in einem seriösen Salon zu geniessen – auch diese gibt es hier.

 

Kaum sinkt die Sonne, verändert sich die Atmosphäre drastisch: Die Röcke werden kürzer, die Absätze höher. Am Strassenrand stehen die Prostituierten in Reihen, viele wirken gelangweilt. Für die meisten scheint ihre beste Zeit vorbei zu sein, und sie wirken ebenso müde wie wir nach einem langen Tag. Mit Einbruch der Nacht wird die Walking Street für den Verkehr gesperrt, und wir schieben unsere Velos durch die lebhafte, blinkende Fussgängerzone. Leuchtende Reklametafeln und animierte Filmchen flackern in den Nachthimmel, während in Käfigen sitzende Frauen auf Trinkgeld warten. Gegen eine Gebühr kann man Bälle kaufen, die auf rote Herzen geworfen werden. Ein Treffer lässt die Frauen in ein Wasserbecken fallen – ein Spektakel zur Belustigung der Menge. Für die Frauen scheint es Alltag zu sein, doch es wirkt auf uns erniedrigend. Wir hoffen, dass sie ihre Würde bewahren können und dies für sie nichts weiter als Routine ist.

 

Überrascht entdecken wir noch ein Lokal, das Russinnen als Tänzerinnen anpreist. Einige der jungen Frauen wirken geradezu kindlich – mit Zahnspangen und in Schulmädchenuniformen. Offenbar bleibt dieses Klischee weiterhin gefragt. Einmal mehr fühle ich mich dankbar für das Privileg, ein anderes Leben führen zu dürfen.

 

Nach einer einzigen Nacht in Pattaya haben wir genug gesehen. Am nächsten Morgen machen wir uns auf den Weg in Richtung Hauptstadt.


Bangkok

Was für ein überwältigendes Gefühl, mit dem eigenen Fahrzeug in diese pulsierende und faszinierende Metropole einzufahren! Mit über 10 Millionen Einwohnern gehört die Hauptstadt zu den grössten und lebendigsten Städten Südostasiens. Unser erster Stopp führt zu einem Fahrradladen. Mein Klapprad hat einige Defekte, die wir hier reparieren lassen möchten. Hier braucht es keine Voranmeldung, angefangene Arbeiten werden unterbrochen und sofort geholfen. Nach gut einer Stunde ist das Bike ready und es geht weiter zur Zollbehörde. Unser Ziel: die Verlängerung des temporären Import-Permits (TIP) für unseren Unimog um weitere 30 Tage.

 

Das zuständige Büro finden wir schnell. Eine freundliche Mitarbeiterin nimmt sich unseres Anliegens an und beginnt, die notwendigen Dokumente vorzubereiten.

 

Während wir warten, beobachten wir das Geschehen im Büro. Alles läuft in gemächlichem Tempo ab. Einige Angestellte scheinen gerade keine Aufgaben zu haben und vertiefen sich in ihre Handys oder gönnen sich einen kleinen Snack. Eine Dame, komplett in Rosa gekleidet, nippt entspannt an ihrer rosafarbenen Teetasse und scrollt mit aufgestütztem Kopf durch ihr Handy – natürlich in einer rosafarbenen Hülle. Dass Kunden anwesend sind, scheint sie wenig zu beeindrucken. Dieses Verhalten begegnet uns auf unserer Reise immer wieder, wenn wir mit Behörden in Kontakt treten.

 

Aus unserer Schweizer Perspektive, geprägt von Effizienz und einem hohen Arbeitsethos, wirken solche Szenen befremdlich und sorgen für Kopfschütteln. Doch welche Arbeitskultur ist tatsächlich besser? Während in unserer Heimat Stress und Burnouts allgegenwärtig sind, scheinen diese Menschen zufriedener und gelassener. Der entspannte Umgang mit der Arbeit spiegelt sich in ihrer Lebensweise wider – oder vielleicht ist es umgekehrt. Es gehört zu ihrer Kultur, im Hier und Jetzt zu leben und die Dinge ruhiger anzugehen.

 

Am Ende funktionieren die Prozesse, wenn es darauf ankommt. Nach etwa 30 Minuten halten wir unseren verlängerten TIP in den Händen – für weitere 30 Tage können wir unser Abenteuer fortsetzen.


Mit dem Fahrrad durch Bangkok

Wir finden im Lumpini Park einen Parkplatz, der auch nachts geöffnet ist. Der Park zählt zu den grössten Grünflächen der Stadt – eine wahre Oase der Ruhe mitten im Trubel der Metropole. Sein Name erinnert an den Geburtsort Buddhas in Nepal, den wir vor einigen Monaten besucht haben.

 

Schnell verriegeln wir unser Fahrzeug, springen in ein Taxi und erreichen nach kurzer Fahrt den Chao-Phraya-Fluss. Wie durch Zufall werden wir Zeugen der Generalprobe für die königliche Barkenprozession. Diese Probe dient der Vorbereitung auf die feierliche Zeremonie am 27. Oktober, bei der Seine Majestät, der König, die königlichen Kathin-Roben darreichen wird. Vor uns gleiten rund 50 prächtig verzierte Barken über das Wasser, begleitet von traditioneller Musik. Im Hintergrund erhebt sich der Wat Arun, berühmt für seine atemberaubende Architektur. Wir können unser Glück kaum fassen, im perfekten Moment hier zu sein.

 

Weil wir schon mehrfach in Bangkok waren, lassen wir die vielen Sehenswürdigkeiten dieses Mal links liegen und fahren zurück zu unserem Auto. Nach einem köstlichen Street-Food-Abendessen fallen wir erschöpft ins Bett. Neben einer Hauptstrasse mitten in der Stadt zu schlafen, klingt zunächst wenig einladend, doch zu unserer Überraschung schlafen wir erstaunlich gut.

 

Am nächsten Morgen schliessen wir uns den vielen lokalen Joggern im Lumpini Park an. Die Grünflächen sind ein beliebter Treffpunkt für Yoga, Qigong, Aerobic-Kurse und weitere sportliche Aktivitäten. Auch die Fitnessgeräte im Park sind gut besucht, und nach unserer Joggingrunde legen wir selbst noch ein paar Kraftübungen und Stretching ein. Am Ufer des Sees begegnen wir einigen der berühmten Warane, die bis zu zwei Meter lang werden können. Diese imposanten Echsen scheinen völlig unbeeindruckt von der Umgebung und wirken friedlich, doch wir halten respektvollen Abstand.

 

Nach dem Frühstück schwingen wir uns auf das frisch reparierte Fahrrad und erkunden ein uns unbekanntes Bangkok. Ein spezieller Fahrradweg führt uns durch die Stadt, doch an einigen Stellen müssen wir die Drahtesel die Treppen hoch- und runtertragen – eine kleine Herausforderung. Während Dani noch eine Strecke weiter radelt, da wir gestern unseren Fahrzeugausweis im Zollbüro vergessen haben, warte ich in einem klimatisierten Café.

 

Wieder vereint, machen wir uns auf den Weg zu einem Sushi-Lokal, das ich unbedingt ausprobieren möchte: Waki Waki, ein kleines veganes/vegetarisches Restaurant in der Soi Sukhumvit 24.

 

Was soll ich sagen – so unglaubliches Sushi haben wir noch nie gegessen. Die Geschmacksexplosion auf der Zunge werde ich nie vergessen. Die kunstvoll angerichteten Happen sahen nicht nur bezaubernd aus, sondern schmeckten genauso fantastisch. Ein absolutes Muss für jeden Bangkok-Besucher! Wir hatten Glück, an der Theke einen Platz zu ergattern, doch mit nur zehn Sitzplätzen im Lokal empfehle ich dringend, vorher zu reservieren. Link

 

Im Anschluss besuchen wir das EmSphere, ein luxuriöses Einkaufszentrum, das Ende 2023 eröffnet wurde. Gemeinsam mit dem Emporium und dem EmQuartier bildet es den "EM District" entlang der Sukhumvit Road nahe der BTS-Station Phrom Phong. Das moderne, loftartige Design mit hohen Decken und offenen Räumen schafft ein aussergewöhnliches Einkaufserlebnis.

 

Hier gibt es wirklich alles, was das Herz begehrt: von Ikea und Autos über Drohnen bis hin zu Mode einheimischer Designer. Hätte ich Platz, hätte ich mir wohl einiges gegönnt! Besonders beeindruckt uns der «Tribe Beach Club» in der fünften Etage, ein Beachclub mit tropischer Strandatmosphäre. Die opulente Dekoration mit Pflanzen und Palmen verleiht dem Ort einen besonderen Charme. Wir verweilen nur kurz, wippen ein wenig zum Beat und überlegen, wie herrlich ein paar Züge im Pool wären. Doch ohne Badeanzug ist das keine Option – beim nächsten Besuch ist Schwimmkleidung ein Muss!


Ein Glas Wein in den Reben Thailands

Da wir heute ohnehin weiterziehen möchten, kehren wir am späten Nachmittag zurück zu unserem Fahrzeug und verabschieden uns von Bangkok. Unsere Reise endet jedoch früher als geplant: Ein typischer Stau, den wir gerne vermieden hätten, zwingt uns, spontan nach einem Nachtplatz zu suchen. Doch manchmal liegt im Ungeplanten der grösste Zauber. An einem See entdecken wir ein idyllisches Plätzchen, das durch ein charmantes Restaurant ergänzt wird. Hier lassen wir den Tag genussvoll ausklingen.

 

Am nächsten Morgen starten wir entspannt und erreichen etwas später als üblich den Kaeng-Krachan-Nationalpark, der sich nahe der Grenze zu Myanmar erstreckt. Der 1980 gegründete Park gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe und beeindruckt uns mit seiner atemberaubenden Flora und Fauna. Wir geniessen es, über sanfte Hügel zu kurven und durch dichte Wälder zu fahren. Zwar sehen wir keine Elefanten oder Leoparden, dafür begegnen uns neugierige Affen und gemächliche Kühe – immerhin! Unser Stellplatz, direkt am Wasser gelegen, bietet uns eine friedliche Atmosphäre und einen herrlichen Ausblick auf das üppige Grün.

 

Wir staunen darüber, wie vielfältig Thailands Natur ist. Nationalparks, Seen, Flüsse und Wasserfälle – es gibt so viel mehr zu entdecken, als wir je erwartet hätten. Unsere Route führt uns weiter ins Monsun Valley, wo wir einen Rebberg besuchen. Mit einem Glas Wein in der Hand lassen wir den Blick über die sanften Weinreben schweifen – ein ungewohnter, aber wunderbarer Moment inmitten Thailands.

 

Schliesslich erreichen wir einen grossen Stausee, dessen Schönheit uns so begeistert, dass wir beschliessen, hier für einige Tage zu bleiben. Die weite Grünfläche teilen wir uns mit einer Herde Kühe und ein paar neugierigen Hunden. Die Ruhe ist nahezu paradiesisch, und doch sind wir nur eine halbe Stunde von Hua Hin entfernt – unserem nächsten Ziel.


Der Markt an den Geleisen

In Hua Hin wartet Pade, ein alter Freund von Dani, der uns mit Ersatzteilen aus der Schweiz versorgt. Doch bevor wir ihn treffen, haben wir ein ganz besonderes Highlight auf unserer Route: den berühmten Maeklong Railway Market.

 

Dieser Markt ist weltweit bekannt, da die Gleise eines Zuges mitten durch die Marktstände verlaufen. Sobald sich der Zug ankündigt, beginnt ein faszinierendes Schauspiel: Die Verkäufer ziehen ihre Waren und Planen in Windeseile zurück, um Platz zu schaffen. Der Zug rollt langsam nur eine Handbreit entfernt an uns vorbei – ein beeindruckendes, aber auch leicht mulmiges Erlebnis.

 

Kaum ist der Zug durch, spannen die Händler ihre Planen wieder auf, und der Markt kehrt in Sekundenschnelle zum geschäftigen Alltag zurück. Es ist, als wäre nichts gewesen.

 

Während viele Touristen nach diesem Spektakel rasch weiterziehen, lassen wir uns Zeit. Schlendern durch die bunten Stände, geniessen die lebhafte Atmosphäre und decken uns mit frischen Lebensmitteln ein. Erst später setzen auch wir unsere Fahrt nach Hua Hin fort, wo Pade und seine mitgebrachten Ersatzteile bereits auf uns warten.


Fern der Sorgen – Willkommen in Hua Hin

Hua Hin, eine beliebte Küstenstadt etwa drei Stunden südwestlich von Bangkok, begrüsst uns mit ihrer entspannten Atmosphäre, schönen Stränden und ihrem milden Klima. Schon seit langem ist sie ein bevorzugter Rückzugsort der Königsfamilie. Der Königspalast Klai Kangwon – übersetzt „Fern der Sorgen“ – prägt das ruhige und gediegene Flair der Stadt. Hier trifft traditioneller thailändischer Charme auf modernen Tourismus, und wir fühlen uns sofort heimisch – eben fern der Sorgen.

 

Unser Freund Pade, der seit einigen Jahren glücklich in Hua Hin lebt, empfängt uns mit offenen Armen. Wie lieb von ihm, dass er uns zahlreiche Ersatzteile aus der Schweiz mitgebracht hat! Dani kennt ihn schon lange, ich dagegen lerne einen liebenswerten, kräftigen „Koloss“ kennen, der mit seinem riesigen Herzen jeden Raum erfüllt. Kaum haben wir unser Fahrzeug abgestellt, dürfen wir uns aus seiner Motorrad-Kollektion ein Gefährt aussuchen. Zu unserer Überraschung bekommen wir auch noch eine Pool-Villa zur freien Nutzung, die einem seiner Freunde gehört – an dieser Stelle ein herzliches „Danke, Maren!“

 

Die Tage mit Pade, seiner Frau Long, ihrer grossen, fröhlichen Familie und seinen Freunden Jörg und Detlef vergehen wie im Flug. Dank ihm entdecken wir ein ganz anderes Hua Hin. Neben authentischem thailändischem Essen, das wir jeden Abend in wechselnden Restaurants geniessen, gibt es sogar superleckeres Vollkornbrot, Fondue und feinen Käse. Eine traditionelle Tanzshow zu Livemusik sorgt für zusätzliche Unterhaltung – auch wenn wir uns manchmal fragen, ob alle Tänzerinnen dieselbe Musik hören. Egal, der Abend bleibt unvergesslich!

 

Für Dani, einen leidenschaftlichen Motorradfahrer, ist die gemeinsame Tour mit Pade durchs Hinterland ein Highlight. Zwar entdecken sie nur frischen Elefantendung, aber keine Elefanten – doch allein der Fahrtwind im Gesicht zaubert Dani ein breites Lächeln ins Gesicht.

 

Sportlich bleiben wir ebenfalls aktiv: Pade nimmt uns mit in ein riesiges, neues Fitnesscenter, das keine Wünsche offenlässt. Von Tennisplätzen und Schwimmbädern über Kampfsportbereiche bis hin zu Joggingstrecken – alles ist da. Nach ein paar Trainingseinheiten geniesse ich sogar eine Body-Pump-Stunde. Die moderne Musik lässt alte Aerobic-Erinnerungen wiederaufleben, und trotz leichtem Muskelkater schaffen wir am nächsten Tag zu einer Yogalektion, die den perfekten Ausgleich bietet.

 

Ursprünglich hatten wir geplant, weiter nach Phuket zu reisen. Doch die vielen Geschichten über die Insel lassen uns unsere Pläne ändern, und wir entscheiden uns, einige Tage länger in Hua Hin zu bleiben. Es gefällt uns hier einfach zu gut – ein Ort, an dem man wirklich leben kann. Alles richtig gemacht Pade.

 

Zum Abschied schenken uns Long und Pade Buddha-Amulette für unseren Schlüsselbund und die Fahrzeugkabine, damit wir vor Unfällen und Widrigkeiten geschützt sind. Doch nein, wir bleiben nicht hier – die Welt ruft weiterhin. Long und Pade, vielen Dank für die unvergesslichen Tage mit euch. Ihr habt für immer einen Platz in unseren Herzen, und wer weiss – vielleicht sehen wir uns eines Tages wieder.


Abschied von Hua Hin, neue Abenteuer entlang der Küste

Heute heisst es Abschied nehmen von Hua Hin. Wir machen uns auf den Weg, der Küste entlang Richtung Malaysia. Einsame, herrliche Stellplätze finden wir im Nu und geniessen das Baden im angenehm warmen Meer. Während Dani entspannt, widme ich mich dem Kochen. Zum ersten Mal probiere ich geriebenen Tofu aus und zaubere unteranderem auch ein «Pad See Ew» – ein thailändisches Nudelgericht, das mit breiten Reisnudeln, Brokkoli und anderem Gemüse zubereitet wird, auf den Tisch. Die spezielle Sauce dafür habe ich beim Einkauf mit Long in Hua Hin ergattert (siehe Koch-Blog). Dank dieser Einkaufstour habe ich alle Zutaten, um das Gericht authentisch zuzubereiten.

 

Unterwegs entdecken wir einen spannenden Hügel, der unsere Aufmerksamkeit auf sich zieht: der Khao Chon Krajok, auch bekannt als «Berg mit dem durchlöcherten Glockenturm». Auf der Spitze thront der Wat Thammikaram, ein buddhistischer Tempel. Der Aufstieg führt uns über endlos scheinende Treppen und schliesslich über eine im Felsen verankerte Leiter. Natürlich haben wir das falsche Schuhwerk an, aber wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg.

 

Die Anstrengung lohnt sich: Von oben geniessen wir eine atemberaubende Aussicht auf die Stadt, das Meer und die umliegenden Strände. Begeistert von der Umgebung überlegen wir, hier irgendwo zu übernachten. Doch als wir zurück beim Auto sind, ändern wir unsere Pläne.

 

Neugierige Affen haben sich um unser Fahrzeug versammelt, klettern auf dem Dach herum und inspizieren alles, was greifbar ist. Die Vorstellung, unser Abendessen mit ihnen teilen zu müssen, lässt uns umdenken – bei Essen hört der Spass schliesslich auf! Stattdessen suchen wir uns einen anderen Stellplatz, der uns ein ruhigeres, ungestörtes Abendessen ermöglicht.


Regenwald inklusive glänzender Augen

In der Provinz Surat Thani besuchen wir den Khao-Sok-Nationalpark – dieses Mal auf dem Wasserweg. Eine geführte Bootstour über den Ratschprapha-Stausee bringt uns in eine Landschaft, die wir schon lange sehen wollten. Die beeindruckenden Kalksteinfelsen und der tiefgrüne Dschungel, der sich bis ans Ufer erstreckt, übertreffen alle unsere Erwartungen.

 

Früh am Morgen machen wir uns auf den Weg, um Gleichgesinnte zu finden, mit denen wir ein Boot teilen können – eine gute Möglichkeit, die Kosten zu minimieren. Zusammen mit fünf weiteren Reisenden steigen wir in ein schaukelndes Holzboot und brechen auf. Die rund zweistündige Fahrt führt uns zügig über die Wellen des Stausees, und je näher wir den majestätischen Felsen kommen, desto beeindruckender wird der Anblick. Seit Millionen Jahren ragen diese Kalksteinformationen stolz in den Himmel.

 

Der Ratschprapha-Stausee wurde 1982 künstlich angelegt – eine Tatsache, die uns mit gemischten Gefühlen zurücklässt. Die atemberaubende Landschaft, die wir heute bewundern, ist das Ergebnis grosser Eingriffe in die Natur. Ganze Täler und Bergregionen wurden damals geflutet, um den See zu schaffen, und die Veränderung hat Fauna und Flora stark beeinflusst. Einige Tiere konnten sich den neuen Bedingungen anpassen, andere verschwanden für immer.

 

Trotz dieses unschönen Hintergrunds geniessen wir die Tour in vollen Zügen. Unsere Rast an einem «floating Restaurant» bietet uns Gelegenheit für einen erfrischenden «Schwumm» im glasklaren Wasser – eine willkommene Abkühlung inmitten der tropischen Hitze.

 

Mit glänzenden Augen und staunendem Herzen beenden wir die Tour. Die Schönheit dieser einzigartigen Landschaft wird uns noch lange in Erinnerung bleiben, auch wenn sie uns daran erinnert, wie tiefgreifend menschliches Handeln die Natur verändern kann.


Ölpalmen und Kautschuk, soweit das Auge reicht

Wir verlassen die Ostküste und überqueren die Halbinsel, um die Westküste zu erreichen. Unsere Fahrt führt uns durch scheinbar endlose Plantagen von Ölpalmen und Kautschukbäumen, die die Landschaft dominieren.

 

Die Ölpalmen tragen keine Früchte mehr – die roten, büschelförmigen Fruchtstände wurden bereits geerntet. Aus dem Fruchtfleisch dieser rotschwarzen Früchte wird Palmöl gewonnen. Doch dieser Wirtschaftszweig steht weltweit in der Kritik, da er oft mit der Abholzung von Regenwäldern und der Zerstörung natürlicher Lebensräume verbunden ist – auch hier ist dies unübersehbar.

 

Kautschukbäume hingegen liefern den Rohstoff für Naturgummi. Der sogenannte Milchsaft, oder Latex, wird durch das Anritzen der Baumrinde gewonnen, ein Verfahren, das als "Anzapfen" bezeichnet wird. Der austretende milchige Saft tropft in kleine Behälter, die direkt unter den Einschnittstellen angebracht sind.

 

Die Arbeit in diesen Plantagen, die wir vom Fahrzeug aus beobachten, erinnert uns an die vielen unsichtbaren Prozesse hinter den Alltagsprodukten, die wir oft als selbstverständlich erachten. Während wir durch diese monotone, von Menschenhand geschaffene Landschaft fahren, denken wir über den Preis nach, den die Natur für unsere moderne Welt zahlt.


Willkommen zurück am Indischen Ozean

Der Indische Ozean präsentiert sich von seiner schönsten Seite: türkisfarbenes Wasser, endlose, saubere Strände – ein Anblick, der uns begeistert und in seiner Schönheit so gar nicht an Indien erinnert. In der Nähe von Khao Lak finden wir ein verstecktes Plätzchen direkt am Wasser, umgeben von üppigem Grün. Natürlich bleiben wir hier ein paar Tage, um zu entspannen.

 

Unsere Zeit verbringen wir mit Bloggen, Baden und Nichtstun. Geübte Thaihände verwöhnen uns mit Massagen, die Verspannungen und Reisestrapazen vergessen lassen. Der Tourismus ist hier zwar spürbar, doch die Region hat sich nach dem verheerenden Tsunami vor fast 20 Jahren nie ganz erholt.

 

Damals erreichten die Wellen an diesem Küstenabschnitt unvorstellbare Höhen von bis zu 10 Metern. Die Flutwelle hinterliess massive Zerstörungen und unzählige Opfer. Heute erinnern Evakuierungsschilder an die Gefahren, doch für die damals Betroffenen kommen sie zu spät. 

Während wir die friedliche Schönheit dieses Ortes geniessen, sind unsere Gedanken bei den Hinterbliebenen – es ist schwer vorstellbar, was sich hier einst ereignet hat.

 

Huch, gerade als ich im Schatten sitze und schreibe, kommen schweissgebadete «Falangs» an uns vorbei. Das thailändische Wort für hellhäutige Ausländer beschreibt die mürrischen Gestalten treffend, die uns keines Blickes würdigen. Sie grüssen nicht, werfen uns missbilligende Blicke zu und scheinen uns ultradoof zu finden. Trotzdem grüssen wir freundlich hinterher – und schmunzeln uns gegenseitig zu.


Khao-Phing – Auf den Spuren von James Bond

Unser Ziel ist die berühmte James-Bond-Insel, auch bekannt als Khao-Phing, in der atemberaubenden Nga-Bucht. Diese ikonische Insel wurde durch den Bond-Film «Der Mann mit dem goldenen Colt» weltberühmt. Um sie zu erreichen, suchen wir zunächst einen geeigneten Stellplatz, an dem wir unser Schlauchboot zu Wasser lassen können. Nach einigem Suchen werden wir fündig, und unsere Geduld zahlt sich aus: Wir verbringen eine ruhige Nacht und starten am nächsten morgen früh.

 

Dani hat am Vorabend am Boot alles vorbereitet, bereits um halb sieben sitzen wir in unserem Schlauchboot. Der Elektromotor surrt gleichmässig, während wir gemächlich auf die Insel zusteuern. Zu unserer Überraschung sind um acht Uhr, nach knapp zwei Stunden Fahrt, kaum andere Besucher vor Ort. Wir legen am Sandstrand an und spazieren zum Aussichtspunkt, um das berühmte Foto mit den markanten Felsen zu schiessen.

 

Allerdings verweilen wir nicht allzu lange – die Sonne wird minütlich stärker, und die Hitze ist kaum zu ertragen. Auf der Rückfahrt versuchen wir mit unserem Regenschirm Schatten zu spenden, um der gnadenlosen Sonne zu entkommen. Das Frühstück geniessen wir schaukelnd im Boot, während wir staunend die dramatische Kulisse aus Kalksteinfelsen betrachten, die majestätisch aus dem türkisfarbenen Wasser ragen.

 

Zurück am Ufer wartet noch eine anstrengende Aufgabe: Unser Boot mitsamt Motor, Batterie und Paddeln wieder an Land zu schleppen. Während Dani alles reinigt, trocknet und sorgfältig verstaut, nutze ich die Zeit, um uns ein stärkendes Essen zu kochen – bevor es weitergeht.

 

Unsere Reise führt uns weiter nach Krabi, einen Ort, von dem wohl jeder schon gehört hat. Für uns ist es das erste Mal, dass wir soweit südlich in Thailand unterwegs sind, und die Neugier ist gross.

 

Entlang einer kleinen, kaum befahrenen Strasse, die Dani mit ein wenig handwerklichem Geschick frei sägt, entdecken wir schliesslich einen einsamen Strandplatz. Vor uns brechen sich die Wellen des Meeres, hinter uns erstrecken sich Mangroven, Pinien und wildes Gestrüpp.

 

Ehrlich gesagt hätte ich nicht erwartet, in dieser touristischen Gegend einen so abgeschiedenen Sandstrand zu finden. Es ist ein unverhofftes kleines Paradies, das wir in vollen Zügen geniessen.


Koh Lanta – Ein Abschied mit Flair

Der Abschied von diesem wunderbaren Land und seinen liebenswerten Menschen fällt uns nicht leicht. Ich verstehe jeden, der hierhin ausgewandert ist und sich ein schönes Leben eingerichtet hat. Für uns heisst es jedoch, weiterzuziehen – unser nächstes Ziel ist Koh Lanta, die letzte Insel, die wir noch erkunden möchten.

 

Nach dem schnellen Kauf eines Fährtickets geht es zügig auf die Fähre, und nur kurze Zeit später rollen wir wieder über den Asphalt auf der Suche nach einem Nachtplatz. Unser erster Versuch endet abrupt, da die Strasse plötzlich aufhört. Doch der zweite Anlauf gelingt: Wir finden einen traumhaften Stellplatz, einsam und direkt am Wasser.

 

Die Stimmung lädt zu einem Lagerfeuer ein, und trotz der warmen Temperaturen geniessen wir die flackernden Flammen und die friedliche Nacht. Langsam gleiten wir am Feuerrand in die Dunkelheit, während Venus und der Mond hell am Himmel stehen. Nach und nach gesellen sich die Sterne dazu und funkeln über uns.

 

Am nächsten Tag fahren wir weiter bis zum äussersten Punkt der Insel, kurz vor dem Nationalpark. Hier erwartet uns eine stille, kleine Bucht mit glasklarem Wasser. Aus einer charmanten kleinen Bar winken uns die Thais freundlich zu, und wir gönnen uns ein erfrischendes, gekühltes Kokoswasser.

 

Die entspannte Atmosphäre gefällt uns so gut, dass wir beschliessen, hier zu bleiben. Aus den Lautsprechern tönt Reggae, und die Barcrew, die wirkt, als hätte sie das Leben entschleunigt, tut ihr Übriges, um die Stimmung perfekt zu machen. Kiffen scheint hier ebenso verbreitet zu sein wie in der Schweiz – ein entspannter Lebensstil, der diese Insel noch besonderer macht.


Ausreise nach Malaysia

Die letzten Kilometer durch Thailand legen wir so zügig wie möglich zurück. Der Süden des Landes gilt als Konfliktregion, in der es regelmässig zu Auseinandersetzungen zwischen Separatistengruppen und Sicherheitskräften kommt. Diese Spannungen können auch für Ausländer zur Gefahr werden. Auf der Seite des Auswärtigen Amtes in Deutschland wird dringend abgeraten diese Gegend mit eigenem Fahrzeug zu befahren – also sind wir vorsichtig.

 

In einigen Distrikten gelten Notstandsgesetze, und es kann zu Ausgangssperren kommen. Seit Jahrzehnten kämpfen Rebellen für einen eigenen Staat und schrecken dabei auch vor Anschlägen nicht zurück. Mehr als 7000 Menschen haben in den vergangenen zwanzig Jahren bei den blutigen Auseinandersetzungen ihr Leben verloren.

 

Wer sich intensiver mit dem Thema beschäftigen möchte: Es gibt einen informativen Podcast von SRF International zur Gewalt im «Tiefen Süden».

==> Link zum Podcast

 

Wir brechen früh am Morgen auf und bleiben strikt auf der Hauptstrasse. Glücklicherweise erreichen wir den Zoll problemlos. Die Formalitäten sind schnell erledigt, und schon befinden wir uns auf dem Weg nach Malaysia.

Dies und das

Seit der Entkriminalisierung im Jahr 2022 sind Anbau, Verkauf und Gebrauch von Cannabis in Thailand unter bestimmten Bedingungen erlaubt. Allerdings hat sich die Gesetzeslage 2024 geändert: Cannabis ist nun nur noch für medizinische und Forschungszwecke legal. Der Freizeitkonsum bleibt ein heikles und umstrittenes Thema.

 

Das Konsumieren in der Öffentlichkeit ist weiterhin illegal und kann mit einer Busse geahndet werden. Doch diese Regelung scheint Touristen kaum zu kümmern – der Verkauf und Konsum findet gefühlt an jeder Ecke statt. Thailand könnte sich bald den Spitznamen «New Amsterdam» verdienen.

 

Die Regierung hat angekündigt, die Regularien zu verschärfen. Insbesondere Produkte mit hohem THC-Gehalt sollen künftig als Drogen eingestuft und entsprechend reguliert werden. Wie sich diese Änderungen auf das alltägliche Leben und den Tourismus auswirken werden, bleibt abzuwarten.

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