Blog #35a, Marlene (August 2024, Thailand I)

Fakten zu Thailand

Thailand erstreckt sich über rund 513'120 km² – etwa 50 % grösser als Deutschland – und gehört damit zu den grössten Ländern Südostasiens. Rund 71 Millionen Menschen bewohnen das Land, dessen grösste Stadt Bangkok ist. Der Buddhismus dominiert als Glaube, doch auch muslimische und christliche Minderheiten sind vertreten. Thailand ist eine konstitutionelle Monarchie, in der König Rama X, mit bürgerlichem Namen Maha Vajiralongkorn, eine bedeutende symbolische Rolle einnimmt und hoch verehrt wird. Sein Konterfei ist im ganzen Land präsent, und neben der thailändischen Flagge weht stets auch die königliche, gelbe Flagge. Obwohl der König hauptsächlich repräsentative Aufgaben hat, lebt er die meiste Zeit in Deutschland, wo ihm ein Leben möglich ist, das er in Thailand nicht führen könnte.

 

Die politische Macht liegt bei der Regierung, die aus dem Parlament hervorgeht und vom Premierminister angeführt wird. Der Tourismus bildet eine der wichtigsten Einnahmequellen Thailands: Millionen von Reisenden strömen jährlich hierher, um die Strände zu geniessen, kulturelle Stätten zu erkunden und die zahlreichen Nationalparks zu besuchen. Auch die Landwirtschaft spielt eine zentrale Rolle. Reis ist das wichtigste Exportgut, gefolgt von Kautschuk, Zucker, Palmöl, Maniok, Tropenfrüchten und Meeresfrüchten. Darüber hinaus ist Thailand in der Produktion von Textilien, Maschinen und chemischen Erzeugnissen aktiv. Diese breite wirtschaftliche Basis verleiht dem Land eine beachtliche Stabilität und Resilienz gegenüber globalen Schwankungen.

Willkommen in Thailand, dem Land des Lächelns

Laos lässt uns in wenigen Minuten ziehen, und die Formalitäten in Thailand – wie die obligatorische Autoversicherung und das Abstempeln des Carnets – nehmen zwar etwas Zeit in Anspruch, doch schliesslich reisen wir glücklich ein. Wir freuen uns auf dieses faszinierende Land in Südostasien. Mehr Details zur Einreise nach Thailand findet ihr am Ende des Laos Blogs - Link

 

An unserem ersten Stellplatz am See werden wir von den Thais, die hier gut Englisch sprechen, so offen und herzlich begrüsst, dass uns vor Freude fast das Herz überläuft. In der nahegelegenen Bar erklingen Technobeats und House-Musik, die wir beide lieben. Später in der Nacht erleben wir sogar eine Feuershow. Nein, nicht eigens für uns, aber so feurig wurden wir noch nie willkommen geheissen. Als einzige Weisse werde ich vom Fakir ausgewählt, mitzuwirken – wenn auch passiv. Ich soll einfach stillstehen, während er seine brennenden Fackeln um mich herum schwingt. Normalerweise bewege ich mich ständig, doch jetzt stehe ich sehr ruhig und hoffe, dass er weiss, was er tut. Danach sitzen wir glücklich und unverbrannt in unseren Sitzsäcken, geniessen das gesellige Leben und die Lebensfreude der Thais.

 

Natürlich kann ich es nicht lassen, noch ein wenig meinen Hüften im Takt der Musik wippen zu lassen. Das hat uns in Laos wirklich gefehlt.


Ohne Happy End

Während Dani in der Hitze von Ubon Ratchathani umherirrt, um SIM-Karten zu besorgen, gönne ich mir eine zweistündige traditionelle Thaimassage. Schon am Eingang begrüsst uns eine grosse Tafel mit der Aufschrift «no Sex» – willkommen in Thailand! Mir soll es recht sein; ich bin nicht auf der Suche nach einem Happy End 😊. Nachdrücklich erkläre ich etwa zwanzig Mal, dass ich keine Schmerzen möchte, bevor ich in den viel zu grossen, lilafarbenen Baumwollanzug schlüpfe. Keine Ellbogen und Füsse, die so fest in die Muskeln drücken, dass sie gefühlt auf der anderen Seite wieder rauskommen – das habe ich schon erlebt, und es macht mir wirklich keinen Spass, wenn ich wimmernd daliege, null entspannt bin und nur hoffe, dass es bald vorbei ist.

 

 

Meine Masseurin, Wata, leistet hervorragende Arbeit. Die Latte liegt nun hoch, und ihre Nachfolgerin wird sich anstrengen müssen, um Wata das Wasser zu reichen. Zum Abschluss versichert mir Wata, dass sie mich sehr liebt und ich wunderschön bin – clever, so hat sich das Trinkgeld gleich verdoppelt.


Isaan, auf dem Weg zur Erleuchtung

Unsere Reiseroute haben wir grob geplant und beginnen im Isaan, wo wir im Nordosten Thailands eingereist sind – eine Region, die noch weitgehend unberührt vom Massentourismus geblieben ist und angeblich das beste Thai-Essen bietet. Ach ja, der Linksverkehr hat uns wieder eingeholt, doch nach der langen Zeit in Pakistan und Indien fühlt er sich schon fast vertraut an.

 

Wir übernachten am Bueng Khong Long See und geniessen unser erstes Thai-Essen direkt am Wasser. Der See ist für seine natürliche Schönheit und ruhige Atmosphäre bekannt, und wir geniessen das einigermassen kühle Nass mit den Einheimischen. Bei der drückenden Schwüle, der Hitze und der enormen Luftfeuchtigkeit kühlen wir uns später im Bett notdürftig mit gekühlten Bierdosen und mit Eis gefüllten PET-Flaschen – so geht es irgendwie mit dem Schlafen.

 

Am Morgen joggen wir eine Runde, erfrischen uns im See und setzen dann unsere Fahrt entlang der Küste fort. Dabei stossen wir auf allerlei Interessantes, besonders auf die mythologischen Naga-Figuren. Diese Schlangenwesen gelten in der buddhistischen Tradition als Schutzgeister und Bewacher von Tempeln, Flüssen oder, wie hier, einem See. Die Figuren, die halb Mensch und halb Schlange darstellen, symbolisieren Macht und Schutz.

 

Unser nächstes Ziel ist ein einsamer Sandsteinberg, der aussieht, als sei er vom Himmel gefallen. Auf seinem Gipfel thront der Tempel Wat Phu Tok, den man nur über eine beeindruckende Holztreppenkonstruktion erreicht. Die Treppen, die den Berg in mehreren Etagen spiralförmig umgeben, führen uns – schweissgebadet – zu verschiedenen Plattformen mit atemberaubender Aussicht. Jede Ebene symbolisiert eine Stufe auf dem Weg zur Erleuchtung, ganz nach buddhistischer Philosophie. Wir haben uns durch die Anstrengung bis zur obersten Stufe gekämpft. Einmal oben spüre ich meine Beine kaum noch, aber es hat sich gelohnt – ein intensives Abenteuer in der Natur, begleitet von einer spirituellen Atmosphäre.


Isaan, geht mir weg, mit diesen Hühnerfüssen

Die Region Loei im Isaan im Nordosten Thailands hat so viel zu bieten, dass uns die Tage wie Sand durch die Finger rinnen. Schweren Herzens beschliessen wir, uns auf das Nam Man Ton Reservoir zu beschränken, das für sein feines Essen bekannt ist. Angekommen, bestellen wir unseren Lunch, der auf einem Floss serviert wird. Mit einem Motorboot werden wir auf den See hinausgezogen, wo das Floss an einer Boje festgemacht wird.

 

Leicht schaukelnd packen wir die Teller aus. Hmmm, ich habe einen Okra-Salat bestellt, doch auf meinem Teller liegen lange, weisse Teile, die bestimmt keine Okra sind. Vorsichtig koste ich und stelle fest: Das ist kein Gemüse! Im hohen Bogen spucke ich das knorpelige, glitschige Ding ins Wasser. Ich, als Vegetarierin, sitze also vor einem Teller voller Hühnerfüsse. Eine Delikatesse, wie uns unser Sohn Luca mitteilt, der ein Jahr in Thailand gelebt hat. Offenbar ist dieses Gericht im Restaurant eher selten und wird uns als Ehre serviert – eine Anerkennung, auf die ich gut verzichten könnte. Luca schreibt nur trocken: «Banausen!» – und das sagt er als Veganer 😊. Dagegen waren all die Zungen, Schafsköpfe und Augen wirklich harmlos. Selbst beim Schreiben schüttelt es mich noch.

 

Die zwei Stunden auf dem Wasser sind abgesehen davon herrlich ruhig, und das sanfte Plätschern macht schläfrig. Nach einem kleinen Mittagsschläfchen fühlen wir uns erfrischt und fahren gut 100 Kilometer weiter. Es gibt so vieles, das wir noch sehen wollen, dass wir etwas Distanz zurücklegen müssen. Kaum haben wir einen Stellplatz gefunden, muss ich unbedingt etwas Deftiges kochen, um das Mittagserlebnis geschmacklich zu überdecken. Schaut euch nur die Hühnerfüsse auf den Bildern an – haben die etwa Hühneraugen, Nagelpilz oder was sind das für Bläschen? Wääääääää! Und ja, das schreibe ich wirklich zum ersten Mal in diesem Blog.


Chieng Rai und seine Tempel

Wir entscheiden uns für den Weissen, Blauen und Schwarzen Tempel. Der Weisse Tempel, Wat Rong Khun, wurde erst 1997 erbaut und beeindruckt durch seine strahlende Erscheinung. Er ist, wie der Name schon andeutet, vollkommen weiss und definitiv einen Besuch wert. Doch für uns wirkt er, bei längerer Betrachtung, eher kitschig und erinnert ein wenig an Disneyland. Unser Herz schlägt mehr für alte, geschichtsträchtige Bauten und Ruinen, bei denen wir uns vorstellen können, wie das Leben dort einst wohl war.

 

Der Blaue Tempel schimmert in verschiedenen Blautönen und ist reich mit goldenen Verzierungen dekoriert, die den Himmel der Wünsche symbolisieren. Im Inneren (Ubosot) befindet sich ein weisser Buddha, der einen starken Kontrast bildet. Die kunstvoll bemalte Decke zeigt Szenen aus dem Buddhismus und verleiht dem Raum eine feierliche Atmosphäre.

 

Der Schwarze Tempel, das Baan Dam Museum oder «Schwarze Haus», ist für uns das Highlight der drei Tempel. Es handelt sich weniger um einen traditionellen Tempel als vielmehr um ein Museum, erschaffen vom thailändischen Künstler Thawan Duchanee. In einem gepflegten Garten stehen etwa 40 schwarz lackierte Holzgebäude, die mysteriös, unheimlich und sogar etwas makaber wirken. Überall finden sich Tierrelikte – Krokodilhaut, Schädel mit Hörnern, Knochen und verschiedene Felle. Die Ausstellung thematisiert die dunkle Seite des Menschen und erinnert an die Vergänglichkeit.

 

Die Wände sind mit skurrilen Bildern geschmückt, die Möbelstücke sind speziell und für grosszügige Räume entworfen. Uns gefallen die liebevollen Details, wie moosbewachsene Figuren, antike Töpfe und kunstvoll geschnittene Bonsais. Besonders fallen mir die holzgeschnitzten Figuren mit überdimensionalen Phallus-Symbolen ins Auge. Eine Frau in meinem Alter schlendert vorbei und meint lächelnd, dass dies wohl der Traum vieler Frauen sei. Nun, jeder hat seine eigenen Träume und Fantasien.

 

Unser Abendessen am See ist ein echter Genuss und entspricht genau unseren Vorstellungen von der Thaiküche. Chiang Rai ist definitiv einen Abstecher wert – nicht nur wegen der Tempel, sondern auch wegen der vielen hübschen kleinen Cafés, in denen wir immer wieder die Klimaanlage schätzen und eine erfrischende Pause einlegen können.


Giraffen-Frauen (longneck Frauen)

Die Giraffenmenschen, insbesondere die Kayan-Frauen mit ihren «langen» Hälsen, sind ein faszinierendes Beispiel für eine kulturelle Praxis, die tief in den Traditionen dieser ethnischen Minderheit verwurzelt ist. Auch wenn diese Tradition uns durch ihre Schönheit und Einzigartigkeit beeindruckt, wirft sie Fragen zur Rolle des Tourismus und möglicher kultureller Ausbeutung auf. Wir sind hin- und hergerissen; letztlich entscheide nur ich mich, ein Dorf zu besuchen, Dani hat seine Vorbehalte. Es erweist sich als gute Entscheidung, diese Minderheit näher kennenzulernen. Der Eintrittspreis für die verschiedenen Dörfer ist zwar hoch, doch es ist eine wichtige Einkommensquelle, die sie vor Armut bewahrt. Wovon sollten sie sonst leben? Trotz der Kritik, die oft von einem «Menschenzoo» spricht, fühlt es sich für mich richtig an. Auch wir werden schliesslich täglich ungefragt und sogar unentgeltlich fotografiert oder gefilmt, teilweise wie im Zoo. Wir sind quasi «Leidensgenossen» und wir empfinden es nicht als störend.

 

Ich bin die einzige Besucherin und darf Babys halten, mit kleinen Jungs spielen und den Frauen bei ihrer Arbeit zusehen. Mit viel Respekt und Bewunderung tauche ich in ihre Kultur ein und Frage nur die jungen Frauen um ein Foto. Doch die jüngere Generation führt diese Tradition wahrscheinlich nicht weiter. Mit Zugang zu Bildung und neuen Lebensmöglichkeiten wird die Halsring-Tradition früher oder später ihr Ende finden.


Pai, der coole Hippieort

Ein heftiger Regenschauer begleitet uns die kurvigen Hügel hinauf in Richtung Pai. Das kleine Hippie-Städtchen, eingebettet in ein malerisches grünes Tal, zieht uns sofort in seinen Bann. Pai ist ein beliebtes Ziel für Backpacker, die die entspannte Atmosphäre und die unberührte Natur geniessen. Die Stadt verzaubert mit ihrem ruhigen Charme, zahlreichen Cafés, Kunstgalerien und einer Fussgängerzone, in der lokale Handwerkskunst angeboten wird. Am Abend erfüllen die engen Gassen der Stadt der verführerische Duft von Street Food.

 

Im Pai Canyon wagen wir uns auf eine rutschige, anspruchsvolle Wanderung entlang des schmalen Grates. Der Pfad schlängelt sich durch die reizvolle Landschaft und eröffnet uns ein eindrucksvolles Panorama auf die umliegenden Reisterrassen. Die Gratwanderung ist nicht ohne – steile Abhänge auf beiden Seiten sorgen für Nervenkitzel. Die durch Regen ausgewaschenen Pfade sind so steil, dass wir abwechselnd auf dem Hosenboden rutschen und uns an den Felsen hochziehen müssen. Eigentlich wären hier Berg- oder Trekkingschuhe die bessere Wahl, aber auch mit unseren Joggingschuhen sind wir gegenüber den Flip-Flop-tragenden Touristen klar im Vorteil. Es überrascht uns nicht, dass wir die einzigen Wanderer sind.

 

Wie immer habe ich im Vorfeld einige Sehenswürdigkeiten recherchiert, und so finden wir uns bald inmitten dichter Bambushaine wieder. Langsam schlängeln wir uns durch enge, kurvige Strässchen hinauf nach Mae Hee. Dort reicht die Zeit noch für einen Spaziergang über den idyllischen Bambuspfad, der durch saftig grüne Reisfelder und vorbei an Tempeln führt. Gemütlich schlendern wir meist im Schatten über die Boon Ko Ku So Bambusbrücke und besichtigen den stillen Waldtempel Wat Phu Khao Noi. Die friedliche Atmosphäre und die klare, kühle Luft lassen uns die Schönheit der Natur besonders schätzen.

 

Am Abend finden wir einen ruhigen Stellplatz direkt am Flussufer in Pai. Wir lassen das Auto stehen und erkunden die Stadt auf einem gemieteten Roller, den wir für 100 Baht (2.50 CHF) für 24 Stunden ausleihen. Von Stand zu Stand probieren wir uns durch das lokale Essen, geniessen selbstgemachtes Eis, Sushi und das eine oder andere Bier. Am nächsten Morgen entscheiden wir, noch einen Tag anzuhängen, parken aber vorsichtshalber das Auto weiter weg vom Fluss, da erneut Regen angesagt ist. Während ich allein durch die Gassen schlendere und mir in einer Seitenstrasse eine wohltuende Thaimassage gönne, widmet sich Dani dem Schreiben, Bürokram und kleineren Arbeiten am Fahrzeug. Das Wetter bleibt leider ungemütlich, und so kuschle ich mich später wieder zu Dani ins gemütliche Häuschen.


Von Chiang Mai nach Sukhothai

Chiang Mai, die grösste Stadt im Norden Thailands, empfängt uns mit ihrer reichen Kultur und faszinierenden Geschichte. Gegründet im Jahr 1296 als Hauptstadt des Lanna-Königreichs, zieht sie Besucher mit ihren Elefantenschutzgebieten und ihrer authentischen Atmosphäre an. Doch heute erwartet uns heftiger Regen, und so schlendern wir eher lustlos durch die Gassen, bevor wir uns entschliessen, weiter in Richtung Sukhothai und sonnigerem Wetter zu fahren.

 

Am späten Nachmittag erreichen wir Sukhothai und schwingen uns gleich auf unsere Klappvelos. Der Historische Park von Sukhothai, eine UNESCO-Weltkulturerbestätte, gilt als eine der bedeutendsten archäologischen Stätten Thailands. Zu unserer Überraschung ist der grosse Park nahezu menschenleer. Hier erkunden wir die Ruinen der einstigen Hauptstadt des Königreichs Sukhothai, das im 13. bis 14. Jahrhundert seine Blütezeit erlebte und als Wiege der thailändischen Zivilisation gilt. Der Park ist in verschiedene Zonen unterteilt, und wir radeln staunend durch die alten Monumente und Paläste, die sich vor uns in einer malerischen Abendstimmung entfalten.

 

Erschöpft, aber erfüllt, erreichen wir am Abend unseren ruhigen Stellplatz am Rande des Parks, umgeben von Teichen und grünen Wiesen. Was uns besonders gefällt, ist das Leben zwischen den Ruinen: Hier trainieren Fussballspieler, und Qigong-Gruppen finden sich zum Üben ein. In den Teichen, von Lotusblüten gesäumt, hängen Fischer ihre Ruten aus und hoffen auf einen guten Fang – Petri Heil!

 

Am nächsten Tag verspüren wir keine Eile, weiterzuziehen, und geniessen die Ruhe des historischen Zentrums. Als es am Abend etwas kühler wird, machen wir uns auf den Weg zum Street Food, um einen späten Snack zu geniessen. Ein Plakat erregt unsere Aufmerksamkeit: Muay Thai mit Kindern, die den Nationalsport Thailands live vorführen. Da Luca selbst Thaiboxen praktiziert, staunen wir, wie jung die Kämpfer hier bereits in den Ring steigen. Doch auch bei uns beginnen Wettkämpfe schon früh – die Tradition lebt, in jeder Kultur auf ihre eigene Weise.


Die Himmelstadt (Nakhon Sawan)

Nakhon Sawan ist überwiegend von ethnischen Thais bewohnt, doch eine bedeutende chinesische Gemeinschaft prägt das Bild der Stadt. Chinesische Einflüsse sind hier allgegenwärtig: Drachenbootrennen, lebhafte Märkte und die berühmten Neujahrsfeiern lassen die Gegend fast wie eine kleine chinesische Enklave wirken. Hier verirren sich kaum Touristen – eine Region, die ihren eigenen, unberührten Charme bewahrt hat.

 

Luca hat hier vor zwölf Jahren ein Austauschjahr mit Rotary verbracht, und nun treffen wir uns mit seinen ehemaligen Gasteltern. Der erste Abend mit Lucas ersten Gastfamilie ist typisch thailändisch: bei gutem Essen, Live-Musik und ausgelassenem Tanzen gleiten wir in die späten Nachtstunden. Eine herzerwärmende Begrüssung, die uns gleich heimisch fühlen lässt. Später bringen uns Lucas Gasteltern zurück zu unserem Schlafplatz am Bueng Boraphet, dem grössten Süsswassersumpfgebiet Thailands, wo wir eine ruhige Nacht mit Blick auf die weite Wasserlandschaft verbringen.

 

Der nächste Morgen beginnt mit einem zweiten Frühstück in einem hippen Café. Chanya, Lucas Gastmutter, ist in Begleitung ihrer aktuellen Austauschschülerin aus den USA und deren neuen thailändischen Freunden. Danach führt uns unser Weg in ein ultramodernes Einkaufszentrum, wo wir bereits im ersten Laden unser Tagesbudget überschreiten – aber dringend neue Kopfkissen und Bettwäsche brauchten wir allemal. Auch die alte Raffel und das abgenutzte Schneidebrett müssen ersetzt werden. Danis „Crocs“ aus Laos sind in der Hitze geschrumpft und passen nicht mehr, und die neuen „Wasserschuhe“ von Scholl wecken Erinnerungen an die klassischen „Schollzoggeli“ und Gesundheitsschuhe.

 

Zum Abschluss schlendern wir durch eine Reihe exquisiter Essensstände und einem Gourmetshop, der uns an das Feinkostparadies im Globus an der Zürcher Bahnhofstrasse erinnert. Wir widerstehen tapfer, gönnen uns aber ein Vollkornbrot – das Budget ist ohnehin bereits strapaziert. 

 

Am Nachmittag fahren wir zum Wat Khiriwong Tempel, den ich bereits kenne, da ich Luca während seines Austauschjahres besucht habe. Die Aussicht vom Hügel auf die Stadt und den Chao Phraya ist atemberaubend. Hier entsteht der Fluss durch den Zusammenfluss von Ping und Nan, bevor er sich weiter durch Thailand schlängelt und letztendlich in Bangkok im Golf von Thailand mündet.

 

Gerade rechtzeitig vor dem nächsten Regenschauer verlassen wir den Hügel. Zurück in der Stadt, geht es zum Fische füttern im Nakhon Sawan Park. Die Fische stürzen sich so gierig auf das bunte Futter, dass ich beinahe befürchte, sie könnten mir den Finger abzwicken. Den Abend lassen wir in bester Gesellschaft, mit sensationellem Essen und lebhaften Gesprächen ausklingen.


Abschied von Nakhon Sawan

Heute Morgen werden wir pünktlich abgeholt, um an einer buddhistischen Segenszeremonie teilzunehmen. Ein Mönch, der extra aus dem Norden angereist ist, segnet einen neu eröffneten Beauty Salon und seine Gäste für Glück und Erfolg. Während der Gebete löst sich ein grosses Gemälde eines thailändischen Königs – wir wissen nicht welcher – von der Wand und kracht zu Boden. Glücklicherweise bleibt der Mönch unversehrt; ein schlechtes Omen für den Schönheitssalon wäre das wohl gewesen!

 

Die Zeremonie ist beeindruckend: Der Mönch hinterlässt eine Segensinschrift an der Eingangstür, verteilt geweihtes Wasser über unsere Köpfe und malt jedem von uns eine kleine, silberne Tätowierung auf die Handfläche. Erst am Abend, zurück daheim, wird uns bewusst, was für eine Ehre das war, als uns die Touristenpolizei und viele Freiwillige herzlich empfangen und neugierig nach der Zeremonie fragen.

 

Am nächsten Tag sind wir unterwegs, um Vorräte aufzufüllen – und ja, im Gourmettempel gibt es diesmal mehr als nur Vollkornbrot. Auch das Getriebeöl suchen wir erneut, leider ohne Erfolg. Die Beschaffung des Öls gestaltet sich mühsam, da man in Thailand selten direkt „nein“ sagt. So werden wir immer wieder zu anderen Garagen geschickt, wo uns dann versichert wird, das Öl sei vorhanden – bis Dani die Flasche sehen will und wir erfahren, dass es doch nicht vorrätig ist. Wer schon in Thailand war, kennt dieses charmante, wenn auch etwas umständliche Verhaltensart.

 

Aktuell sitzen wir in einem Café und arbeiten am Blogeintrag über China und sind fast fertig. Chanya kommt noch vorbei und bringt uns ein kleines Geschenk, während mein Mala aus Indien mittlerweile ihren Hals schmückt. Am Abend treffen wir uns mit „Kung Mae“ Tu, Lucas Gastmutter aus seiner zweiten Gastfamilie, und ihrer Nichte zum Nachtessen. Wieder werden wir herzlich verwöhnt und probieren zahlreiche neue Köstlichkeiten – alles ist einfach wunderbar.

 

Tu ist eine lebhafte, charmante Dame mit einer ansteckenden Fröhlichkeit. Nach dem Essen besichtigen Tu und ihre Nichte unser Auto, eine kleine Tour, die länger dauert als geplant, da sie jede Einzelheit wissen möchten. Anschliessend geht es zur chinesischen Vollmondzeremonie, dem traditionellen «Zhongqiu-Fest». Einmal jährlich wird dieses Fest zu Ehren des Mondes und der Erntezeit gefeiert, und heute zeigt sich der Mond strahlend hell am Himmel.

 

Der Tempel ist festlich mit roten Laternen geschmückt, und ein riesiger Drache, getragen von Helfern, windet sich durch die Menge. Sein Maul ist mit Feuerwerkskörpern bestückt, sodass er gelegentlich Funken und Feuer spuckt. Begleitet wird das Spektakel von der „Mondkönigin“, die in einem Schönheitswettbewerb gekürt wurde, und ihren Gefährtinnen. Die immerzu lächelnden Schönheiten tragen dicke, prunkvolle Roben und scheinen im warmen Abend leidend, aber tapfer durchzuhalten ist ihr Motto.

 

Erst spät finden wir den Weg ins Bett, satt und überglücklich. Am Morgen laufen wir zum Abschied eine Runde durch den Nakhon Sawan Park, geniessen den Duft der Essensstände und verabschieden uns voller Dankbarkeit. Wir reisen mit so vielen Geschenken ab, dass wir kaum Platz dafür finden. Ein grosses Dankeschön an Chanya und Tu für die schöne gemeinsame Zeit und dafür, dass ihr Beide in dieser besonderen Stadt Lucas Familie wart.


Affen auf zwei oder vier Beinen

Wir setzen unsere Reise zügig nach Lop Buri fort, einer der ältesten Städte Thailands, etwa 150 Kilometer nordöstlich von Bangkok. Die Stadt ist bekannt für ihre eindrucksvollen Ruinen aus der Zeit des Khmer- und Ayutthaya-Königreichs – und für ihre zahlreichen wilden Affen, die ihr den Spitznamen „Affenstadt“ eingebracht haben. Unser Ziel ist der Phra Prang Sam Yot, ein Tempel, der von den quirligen Primaten regelrecht belagert wird. Wegen einer drohenden Regenfront betrachten wir die Ruinen nur von aussen und fahren dann weiter in Richtung Ayutthaya.

 

Auf dem Weg zum Khao Yai Nationalpark legen wir in Ayutthaya einen längeren Zwischenstopp ein, um die einst prachtvolle Hauptstadt des gleichnamigen Königreichs zu besichtigen. Das UNESCO-Weltkulturerbe ist berühmt für seine beeindruckenden Ruinen, auch wenn sie im Vergleich zu den „Hammer-Ruinen“ von Sukhothai, die wir zuvor besichtigt haben, weniger monumental wirken. Besonders bekannt ist hier der Buddha-Kopf, der malerisch in die Wurzeln eines Baumes eingewachsen ist – ein oft fotografiertes Motiv und ein stilles Symbol der Vergänglichkeit.

 

Während wir die Ruinen erkunden, fällt mir auf, wie Erwachsene sich in historische Kostüme werfen, um Fotos zu machen. Die eigentliche Bedeutung der Geschichte tritt dabei völlig in den Hintergrund, was mich zugleich fasziniert und amüsiert. Doch die umliegenden Shops profitieren von diesem Trend, und wer es mag, darf sich gerne verkleiden. Ein wenig Kopfschütteln meinerseits inklusive, bleibt das Spektakel doch Teil dieser modernen Interpretation des historischen Ortes.


Tempel oder Sekte?

Wir fahren in Richtung Wat Pha Sub Tavee Tam Ma Ram, einen abgelegenen Waldtempel. Unterwegs erblicken wir von der Strasse aus ein riesiges, silbernes, ovales Gebilde, das unsere Neugier weckt. Vor Ort entdecken wir, dass es Teil der weitläufigen Tempelanlage Wat Phra Dhammakaya ist, die gerade noch im Bau ist. In diesem imposanten Gebäude befindet sich ein gigantischer Buddha, und die riesige Stahlkonstruktion gibt regelmässig unheimliche Knacklaute von sich. Diese Geräusche, verursacht durch die thermische Ausdehnung der Materialien, verleihen der Anlage eine etwas gespenstische Atmosphäre und lassen uns eher an eine Fehlkonstruktion als an einen andächtigen Ort denken.

 

In diesem Tempel wird ein moderner Buddhismus praktiziert, der Achtsamkeit und Meditation in den Vordergrund stellt und oft als „Wohlstandsbuddhismus“ bezeichnet wird. Uns erscheint die Anlage fast sektenartig, mit einem starken Fokus auf Konsum und Spenden. Überall stehen Spendentöpfe, die Besucher dazu einladen, ihren Beitrag zu leisten. Die Stimmung wirkt wenig spirituell, sondern eher kommerziell.

 

Dennoch hat sich unser kurzer Abstecher unter der glühenden Sonne gelohnt: Am Ende werden wir zum Essen eingeladen und verlassen den Tempel um eine interessante Erfahrung reicher.


Auf Lucas Spuren im Waldtempel

Die Fahrt zum Waldtempel am Rand des Khao Yai Nationalparks ist traumhaft und erinnert uns stark an die Toskana: entlang der Strasse reihen sich charmante Resorts, Restaurants und Cafés, eingebettet in eine sanfte Hügellandschaft und umgeben von riesigen Wäldern. Der Tempel, den wir besuchen, wirkt untypisch schlicht. Statt goldener Verzierungen und zahlreicher Statuen, die oft die thailändischen Tempel zieren, ist hier nur die Natur die Dekoration. Vielleicht fragt ihr euch, warum wir diesen wenig bekannten Tempel inmitten dichter Wälder aufsuchen. Der Grund ist einfach: Luca verbrachte hier als junger Mönch (Novize) mehrere Wochen, um Buddhismus, Meditation und Mantras zu studieren.

 

Kaum angekommen, werden wir herzlich von einem englischsprechenden Mönch begrüsst, der uns anbietet, mit ihrem Fahrzeug in den Dschungel zu fahren, um wilde Gaur-Büffel zu suchen. Kurz darauf kurvt Dani bereits mit einem Pick-up über abgelegene Feldwege. Die Fahrt in dieses Naturschutzgebiet ist ausschliesslich Mönchen gestattet, weshalb es hier besonders ruhig und unberührt ist. Mit viel Glück können wir die mächtigen Gaur-Büffel, die bis zu 220 cm Schulterhöhe und 1500 kg erreichen, aus nächster Nähe beobachten. Ihre charakteristischen weissen „Socken“ an den Hufen sind ein besonders schöner Anblick. Leider sind diese imposanten Tiere durch Lebensraumverlust, Wilderei und Krankheiten bedroht und stehen auf der Roten Liste der gefährdeten Arten.

 

Ich nutze die Zeit im Tempel, um morgens und abends am „Chanting“ teilzunehmen, dem Rezitieren heiliger Texte und Mantras. Ja, ich schaffe es tatsächlich, mich um drei Uhr morgens aus dem Bett zu kämpfen! An einem Feiertag, an dem besonders viele Besucher vegetarische Speisen zum Tempel bringen, werden wir ständig zum Essen eingeladen – und fühlen uns nach unserem Aufenthalt im Tempel wunderbar gestärkt.

 

Der Abt, Luang Phor Ganhaa, ist ein hochangesehener Mönch, bekannt für seine spirituelle Weisheit. Er gilt als Arahant, ein buddhistisches Wesen, das den Kreislauf des Leidens durch völlige Befreiung überwunden hat. Ein Arahant hat die edlen Wahrheiten verwirklicht und geistige Unreinheiten wie Gier, Hass und Unwissenheit besiegt, wodurch er das Nirvana erreicht hat und nach seinem Tod nicht mehr wiedergeboren wird. In einer Garage hinter seinem Wohnhaus entdecken wir einen Camper, der von Abt für seine Reisen ins Ladesinnere nutzt. Ob er ihn ins Nirvana mitnehmen kann?

 

Wir dürfen an einer kleinen Audienz teilnehmen und seiner Predigt über Mitgefühl, Grosszügigkeit und moralische Lebensführung lauschen. Der Abt spricht offen über die wachsende Korruption im Land. Es ist ein intensives Gespräch, das uns zutiefst berührt – er segnet uns immer wieder, indem er mit einem Bambusstab sanft auf unsere Häupter klopft. Mir stehen die Tränen in den Augen, so bewegt bin ich von seiner Botschaft. Ich finde es bewundernswert, dass Luca hier so viele Wochen im Kloster verbracht und die strenge Disziplin dieses Lebens auf sich genommen hat. Für uns reicht ein Tag völlig aus, und wir merken, dass wir uns dieser strikten Form der spirituellen Hingabe wohl nicht verschreiben könnten. Ich werde weiterhin meinen eigenen spirituellen Weg suchen – respektive gehen.


Im Nationalpark: Abenteuer, Regen und ein frecher Dieb

Unsere Reise führt uns weiter ins Herz des Khao Yai Nationalparks, bekannt für seine üppige Landschaft, die Vielfalt an Wildtieren und zahlreiche Wandermöglichkeiten. Hier leben noch wilde Elefanten, Gibbons, Nashörner, Tiger und sogar Feldmäuse. Eine besondere Begegnung haben wir gleich zu Beginn: Ein frecher Affe schlüpft unbemerkt in unsere Fahrerkabine, schnappt sich unsere bereitgelegten Süssigkeiten und flitzt damit davon. Ich gönne es ihm von Herzen und kann nur herzlich lachen, als ich ihm hinterherschaue – in der Hoffnung, dass er den Plastiksack nicht mitfrisst.

 

 

Eine Wanderung durch den Dschungel führt uns tiefer in die wilde Schönheit des Parks, und unterwegs begegnen wir einem riesigen Waran, der mindestens so lang ist wie ich gross. Bevor wir ein Foto machen können, hat er sich jedoch blitzschnell zurückgezogen. Es beginnt zu regnen, und bald giesst es wie aus Kübeln. Wir erreichen klatschnass, aber glücklich und erschöpft das Auto. Unsere Nacht verbringen wir auf einem der gut besuchten Campingplätze im Park, doch schon nach zwei Tagen beschliessen wir weiterzuziehen. So wunderschön es hier ist, fällt es uns schwer, längere Zeit an einen Campingplatz gebunden zu sein – die starren Regeln beschneiden unser Freiheitsbedürfnis.

 

 

Vor Verlassen des Parks steht noch eine besondere Erkundung an: Eine Fledermaushöhle, die ich beim Recherchieren entdeckt habe. Kurz vor Sonnenuntergang ziehen wir mit Stirn- und Taschenlampen los. Der steile Aufstieg fordert uns heraus, und schon von weitem schlägt uns ein beissender Geruch entgegen – der Eingang zur Höhle ist näher, als wir dachten. In der stickigen Luft hören wir das Piepsen der Fledermäuse und warten gespannt auf ihren Ausflug. Als Tausende gleichzeitig aus der Höhle schwirren und in den Abendhimmel fliegen, ist der Geruch vergessen – das Naturschauspiel ist überwältigend. Den steilen Abstieg über die Felswand meistern wir schliesslich auch noch irgendwie.

 

Hinter uns liegen unglaublich intensive Tage voller Abenteuer. Jetzt sind wir bereit für eine kleine Auszeit – es zieht uns weiter, auf die Insel.


Elefanten Insel Koh Chang-Chang

Schon vor vielen Jahren, als unsere Haare noch dunkelbraun und unsere Gesichter faltenfrei waren, streiften wir durch diese Gegend. Heute setzen wir mit der Fähre nach Koh Chang über – eine Punktlandung, denn innerhalb von 20 Minuten sind wir auf der Insel. Hier gibt es nur eine Strasse, also heisst es: von der Fähre runter und entweder rechts oder links abbiegen. Da die Strasse nicht durchgängig ist, müssen wir ohnehin jede Strecke doppelt fahren. Wir wählen die rechte Richtung und finden einen Stellplatz direkt am Strand. Das Leben fühlt sich gut an, und wir geniessen exzellentes Thai-Essen in einem charmanten Restaurant. 

 

Kaum zurück beim Auto, spricht uns ein Schweizer an. Wölfu (Wolfgang), seit Jahren auf der Insel lebend, ist mit seiner Clique verabredet und lädt uns ein. So sitzen wir bald mitten in einer geselligen Runde und lauschen witzigen Episoden und Lebensgeschichten. Wölfu, ein Berner, ruft noch seinen Freund Märku (Markus) aus dem Emmental an, der sich kurz darauf zu uns gesellt. Märku ist selbständiger Mechaniker für Boote und Fahrzeuge und kann uns endlich das lang gesuchte Getriebeöl bestellen und gleich wechseln. Perfekt – Dani strahlt über alle vier Backen, und wir bleiben also ein paar Tage auf der Insel!

 

Am nächsten Morgen starten wir den Tag mit einem ausgiebigen Bad im warmen Golf von Thailand und einem herzhaften Frühstück. Gemächlich beschliessen wir, der Küste entlang weiterzufahren und uns dem süssen Nichtstun hinzugeben. Wir geniessen ruhige, sonnige Tage am Wasser und lassen die Seele baumeln. Gerade eben kam der Anruf von Markus: Das Getriebeöl ist angekommen, und morgen können wir den Wechsel endlich vollziehen. Doch kaum ist eine Baustelle erledigt, kündigt sich die nächste an. Unsere Solarpanels von Alibaba lösen sich buchstäblich in ihre Einzelteile auf. Nun sind wir zum vierten Mal auf der Suche nach einer Lösung und hoffen täglich, dass dies die endgültige sein wird. Aber zuerst heisst es: nachdenken, recherchieren, ein paar Nächte darüber schlafen und dann – vielleicht – handeln.

 

Auf der Insel treffen wir immer wieder auf Aussteiger, die sich hier ihren Traum verwirklicht haben. Oft entstehen interessante Gespräche und Einladungen in Villen mit atemberaubendem Blick, Pools auf den Dächern und sogar Helikopterlandeplätzen im Dschungel. Fotos sind unerwünscht – diese Menschen möchten keine Aufmerksamkeit auf sich ziehen und schon gar keine Influencer in ihrem Garten sehen. Das respektieren wir gerne, und so bleibt euch nur die Vorstellung dieser beeindruckenden Anwesen.

 

Eine besonders amüsante Begegnung haben wir kürzlich in einem Restaurant. Ich bemerke, dass eine Gruppe reiferer Thaifrauen immer wieder zu uns herüberschaut, tuschelt und lächelt. Lächeln gehört hier zwar zum Alltag, aber dann fasst sich eine der Damen ein Herz, kommt an unseren Tisch und zeigt Dani Fotos von uns auf Instagram. Offensichtlich hat jemand, den sie kennt, uns irgendwo fotografiert und die Bilder online gestellt. Sie freut sich sehr, uns persönlich zu treffen – wir sind offensichtlich «Berühmtheiten» in Thailand. 

 

Mittlerweile sind wir auf der südöstlichen Seite der Insel angekommen, wohin der Tourismus noch nicht vorgedrungen ist. Wir geniessen die Abgeschiedenheit, die Stille und den kleinen Sandstrand, an dem wir endlich wieder einmal nackt baden können. Nach einer Joggingrunde im strömenden Regen erfrischt uns ein herrliches Bad im warmen Meer, begleitet von sanftem Regen. In den Bäumen schwingen sich lauthals Affen umher, und wir sind froh, alle Türen geschlossen und keinen Abfallsack draussen gelassen zu haben.

 

Gerade sitzen wir in einem hübschen Café am Strand und gönnen uns ein Sodawasser – nach langer Zeit wieder einmal prickelndes Wasser zu schlürfen, ist ein Genuss! Wir nutzen die Zeit, um unsere Laptops zu aktualisieren und zu entrümpeln. Ich frage freundlich nach dem WLAN-Passwort. Die Antwort kommt prompt: „five balng“. Ich schaue Dani fragend an, und er versucht, ein Grinsen zu unterdrücken. Ich wiederhole: „five balng?“, und die Café-Besitzerin strahlt zurück, „Yes, yes!“. Sie zeigt dabei auf ein Schild – und da wird es klar: Das Passwort lautet „Find balance“. Ganz einfach, oder?


Dies und Das

Der Golf von Thailand, mit einer Fläche von rund 320'000 Quadratkilometern, ist ein flaches Randmeer des Pazifiks. Die durchschnittliche Tiefe beträgt nur 40 bis 45 Meter, und die tiefste Stelle liegt bei etwa 85 Metern – ein überdimensionierter Teich, könnte man sagen!

 

Sex-Tourismus ist ein sensibles und kontroverses Thema, das in einigen Regionen Thailands wie Bangkok, Pattaya und Phuket spürbar präsent ist. Menschen aus aller Welt kommen hierher, was immer wieder soziale, rechtliche und moralische Fragen aufwirft.

 

Eine bemerkenswerte Besonderheit Thailands ist die Offenheit gegenüber Transgender-Personen, die im öffentlichen Leben eine bedeutende Rolle spielen und in vielen Bereichen sichtbar und akzeptiert sind. Für die Gemeinschaft gibt es spezielle soziale und kulturelle Angebote, die ihre Integration und Akzeptanz weiter fördern.

 

Thailand bietet uns ein entspanntes Reiseerlebnis. Fast alles ist erlaubt, die Menschen sind äusserst freundlich, das Essen köstlich, und die Thailänder fahren ruhig, entspannt und kontrolliert Auto – eine Wohltat nach den chaotischen Verkehrsverhältnissen, die wir in anderen Ländern erlebt haben. Die Strassen sind in hervorragendem Zustand, und wir können unsere Reise völlig gelassen geniessen.

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