Blog #11, Marlene:

Drei Monate in Griechenland

Wir reisen mittlerweile mutiger und ungeachtet der Pandemieregeln auf dem Peloponnes umher. Eigentlich dürfen wir die jeweilige Präfektur nicht verlassen ausser man fährt von der Grenze ans Reiseziel oder wieder nach Hause in die Schweiz. Somit sind wir, wenn wir in Richtung Süden fahren einfach noch nicht am Reiseziel, bzw. wenn wir in Richtung Norden fahren auf dem Heimweg. Wir wurden in dieser Zeit genau einmal von der Polizei kontrolliert, dabei ist unsere Strategie voll aufgegangen.

Wir sind mittlerweile schon über 6 Monate auf Achse, davon 3 in Griechenland und geniessen unser Heim und die neue Lebensform unendlich. Wir fühlen und jederzeit wohl, geborgen und sicher. Wir möchten um keinen Preis der Welt mit irgendjemanden tauschen.

Der folgende Blogabschnitt beschreibt komprimiert die letzten 3 Monate in Hellas bevor es in die Türkei geht.

 

Wir lernen immer wieder sehr spannend Menschen kennen und haben uns entschlossen, diese mit euch zu teilen, falls Ihr Lust habt weitere Reiseberichte zu geniessen. Unter Reisebekanntschaften findet ihr die Links dazu.

Ist Langzeitreisen langweilig?

Um es vornweg zunehmen: Nein! Wir werden immer wieder gefragt, wie wir die Tage und die viele Freizeit verbringen. Oft beginnen wir den Tag mit Sport. Wir trainieren Kraft, Ausdauer und Beweglichkeit. Yoga-, Jogging- und Krafttraining-Sessions wechseln sich periodisch ab. Dani ist mittlerweile schneller als ich beim Joggen und dies nach 18 Jahren mich von hinten zu sehen. Ich freue mich für ihn.

 

Nach dem Frühstück beginnen wir den eigentlichen Tag, das kann schon mal 12:00h werden. Der Rest des Tages sieht sehr unterschiedlich aus. Lesen, wandern, Tiere beobachten, Sehenswürdigkeiten besichtigen, kiten, Boot fahren, Fahrrad fahren, Blog schreiben, instagramen, fotografieren, basteln, Muscheln, Beeren, wilde Kräuter suchen, am Auto rum werkeln, neue Leute kennen lernen, putzen, Abfall sammeln und entsorgen (Beach cleaning), Brot backen, Rezepte ausprobieren, unseren Wasserkefir, die Keimlinge und Pflanze pflegen, Gemüse fermentieren, einkaufen, Wasser und/oder Diesel tanken, Stellpatz suchen, Holz sammeln fürs abendliche Feuer, essen & trinken, wenig planen, in der Nase bohren oder einfach nur sein und geniessen.

 

Es wurde uns bisher noch nicht langweilig, die Tage sind eigentlich zu kurz um Langeweile aufkommen zu lassen. Andrerseits dürfte es auch mal langweilig werden - wir freuen uns schon darauf.

Hat jemand noch gute Büchertipps?


Der Mittelfinger

Der mittlere Finger des Peloponnes, die wilde Mani, gefällt uns landschaftlich am besten und ist mit der rustikalen Architektur ein Hingucker. Es ist der Finger der Blutfehden, Seeräuber und Turmhäuser. Vom Rest des Landes durch eine Bergkette abgeriegelt, bot Mani den Freiheitskämpfern, Schmugglern und Piraten ein sicheres Versteck. Gekämpft wurde hier viel, gegen fremde Eindringlinge oder bei gegenseitigem Bekämpften in endlosen Blutfehden.

 

Schutz boten ihnen die hohen Turmhäuser aus den Steinen, die der Boden der Mani zur Genüge hergibt. Die Geschichte des Alexis Sorbas ereignete sich hier und liefert die Vorlage für den Roman. Sorbas Leitspruch «Das Leben lieben und den Tod nicht fürchten» können wir gut nachvollziehen. 

 

Wir sind froh, sind die Kämpfe vorbei und können wir die wunderschöne Landschaft in Ruhe geniessen. Vorbei an genügsamen Olivenbäumen die in dieser steinigen Umgebung bestens gedeihen. Wir konnten die maniotischen Turmhäuser in Kardamyli besichtigen. Hinter den dicken Mauern verschanzten sich die Menschen oft monatelang und haben den Feind durch spezielle Öffnungen beschossen oder wahlweise mit Öl übergossen. 

 

Es lässt sich auch wunderbar wandern in den Schluchten und/oder den Vorläufern des Tygetosgebirge. Unsere ausgesuchte Wanderung führt zu mehreren kleinen Kirchen und Klöstern. Alles liegt einsam und verlassen im Tal. Die Chance hier auf eine Wildsau zu treffen ist grösser als einem Menschen zu begegnen. Die Spuren der Wildsäue begleiten uns die ganze Route entlang. Die Wege waren oft so zugewachsen, dass wir im Zwergengang durchkriechen mussten (ja auch ich!). 


Südliches Südeuropa

Areopolis, ein restauriertes bedeutendes Städtchen besichtigen wir auf der Weiterreise in den Süden der Mani. Der Blick auf die Bucht Limeni ist atemberaubend. Die Besichtigung macht aber nicht so wirklich Spass, der Lockdown ist spürbar und es findet kein öffentliches, sichtbares Leben in den blumengeschmückten Pflastersteingassen statt. So sind wir zackig wieder «on the road» zum Kap Tigiani. Die flache markante Landzunge erinnert an den Stiel einer Bratpfanne (was Tigiani bedeutet). Ein sehr schmaler kaum sichtbarer dorniger Weg führt geradewegs über den Stiel zur Pfanne. Offenbar wurde hier früher Salz aus den Felsen gewonnen. Es sind noch Becken im Boden sichtbar und einige kleine Steinmauer die wohl mal Häuser waren stehen noch sichtbar auf dem Geröll herum. Wir haben die Steinadern, welche mit Salz bedeckt sind gesehen und natürlich auch abgeleckt und ja, sie sind sehr salzhaltig. Wie das Salz gewonnen wurde haben wir nicht exakt herausgefunden. Weiter gings über Stock und Stein den Hügel rauf. Eine sehr windige Angelegenheit hier oben umgeben von tosendem tiefblauem Meer. Der Aufstieg hat sich aber gelohnt. Die Aussicht war spektakulär und der Regenbogen war das Tüpfchen auf dem I. Am Ende der Landzunge liegen Ruinen aus bleichen Kalksteinblöcken. Umgestürzte Säulen sind gut zu erkennen und wir stolpern in den Ruinen rum und staunen über die offen zugänglichen historischen Überreste. Es gibt keine Abschrankungen, wir sind völlig alleine und haben das Gefühl die ersten zu sein, die diese Schätze entdeckt haben. Es soll sich hier um die Reste der fränkischen Festung Maina von 1248 handeln, die von kolossalem Ausmass war und der Region Mani ihren Namen gab.

 

Uns zieht es weiter in Richtung Süden zum Kap Tenaro. Wir wandern über den Rücken des Kaps einen Trampelpfad entlang bis zum hübschen blauen Leuchtturm der am Ende des Kaps seine eigenen Geschichten in den Wind flüstert. Der Turm steht am südlichsten Festlandpunk Griechenlands. Will man der Mythologie Glauben schenken, so befindet sich hier die Höhle zum Eingang des Hades. Vom Höllenhund Cerberus bewacht, damit kein Lebender die Unterwelt betritt und kein Toter sie verlässt. Wir sind zur Höhle runter gestiegen, na ja ist nicht wirklich beeindruckend. Auf dem Weg zur Spitze befinden sich unbewacht hinter Steinmauern wunderschöne alte Bodenmosaike die auf eine alte römische Siedlung hindeuten. Auf dem Peloponnes lohnt es sich immer die Augen offen zu halten und aufmerksam zu sein. Es liegt einfach da, nichts beschriftet, keine Abschrankung. Wir hätten es fast übersehen. In anderen Ländern hätte es hier ein Zaun mit Kassenhäuschen. Eintritt: 10.- € 

 

Durch die Mani gibt es eine «Hauptstrasse» die sehr schmal und kurvig ist. Es lohnt sich aber diese immer wieder zu verlassen um auf Entdeckungsreise zu gehen. 

 

Die geringe Wirtschaftskraft der Mani führt zu wachsender Perspektivlosigkeit unter den jungen Menschen der Mani. Die Folge ist, dass die Jugendlichen nach Abschluss der Schule die Mani verlassen, um ihr Glück in den Städten zu suchen. Der Landstrich wird somit durch ältere Einwohner geprägt, die ihr Auskommen in der Abgeschiedenheit fristen. Die Kultur der Manioten droht somit verloren zu gehen, da kaum noch ein Austausch der alten Riten über die Generationen hinweg stattfindet. Vathia, ein Ort ganz im Süden der Mani vereint alle Eigenheiten dieser urtümlichen Landschaft. Eine Ansammlung halbhoher Wohntürme thront hier auf einem Hügel über der Küste. Die engen Gassen mit ihrem ruppigen Pflaster sind etliche Jahrhunderte alt. Einst von Flüchtlingen aus Kreta gegründet, wohnen nur noch zwei Familien ganzjährig im ansonsten verlassenen Vathia. Die meisten der Wohntürme befinden sich in Privatbesitz und wurden erst kürzlich renoviert – allerdings kamen die Arbeiten an vielen der Häuser mit der Finanzkrise zum Erliegen.

 

Auf dem Weg zu einsamen Nachtlagerplätzen manövrieren wir uns immer mal wieder in Situationen wo wenden nicht ganz so einfach geht. Der Weg wird immer enger die Äste hängen immer tiefer und irgendwann ist dann aus die Maus. Es gab also schon Momente wo sich Dani und der Unimog über eine steilabfallende Kante hinausgewagt haben und in den Abgrund schauten. Die Hinterreifen haben kurz durchgedreht dann gings aber retour steil den Hügel hoch und so konnte Dani, mein Held, das Fahrzeug wenden. Ich Feigling bin vorher ausgestiegen und wollte weder abstürzen noch zusehen. Ist alles gut ausgegangen. Das Teil ist schon eine Wundermaschine.

 


Malediven?

Elafonisos, eine kleine Insel zwischen dem Peloponnes und der griechischen Insel Kythira, ist unser nächster erwähnenswerte Stopp. Sie zählt zu den ionischen Inseln und die Fläche der Insel beträgt etwa 19 km2. Im 15. und 16. Jahrhundert war die Insel die Basis von Seeräubern. Die Insel erreichen wir mit einer Fähre die im 90 Minuten Trakt fährt. Auf der Fähre und auf der Insel sind wir praktisch alleine. Es scheint hier keine Touristen zu geben. Man sieht lediglich auf ein paar Baustellen vereinzelt Handwerker bei ihrer Arbeit.

 

Griechenland ist, unter vielen anderem, bekannt für seine türkis blauen Strände. Der berühmte Sandstrand Simos auf der Insel ist vermutlich unter den Top 3. Das Wasser ist kristallklar und zeigt sich in einem wunderschönen tiefen Türkis. Besonders daran ist, dass in einem Bereich der Stand von zwei Seiten zu bestaunen ist. Auch da, wie sind absolut alleine. Ein Blick auf Google Maps zeigt die Menschenansammlung im Sommer – gigantisch! Da steht Sonnenschirm an Sonnenschirm aufgereiht.

 

Trotz Ende Januar haben wir angenehme Lufttemperaturen und ein Sprung im türkisfarbenen Meer musste sein. Schwimmen kann man das nicht nennen was wir machten, dazu war das Wasser doch zu kalt. Wir fanden wie meist ein wunderschönes Nachtlager in den Dünen, etwas versteckt zwischen den Büschen.

 

Zum Jahresbeginn haben wir uns entschlossen unsere Standplätze jeweils sauberer zu verlassen als wir sie angetroffen haben. Wir Menschen sind nicht zu überbieten an Ignoranz gegenüber der Natur und geben unserer Umwelt keinerlei Sorge. Der Müll liegt in den Gebüschen überall verteilt, im Sand teilweise vergraben und vor allen das Meer schwemmt Unmengen von Plastikmüll an die Strände. Man steht hilflos da, sammelt den Dreck zusammen und wird sich bewusst, es ist nicht mal einen Tropfen auf einen heissen Stein was wir da wegräumen. Wir müssen dazu sagen, es ist kein ausschliesslich griechisches Problem. Solche Situationen treffen wir immer wieder vor auch in anderen Ländern. (oder nach sonnigen Tagen an den See/Flussufern der Schweiz, dort wird einfach täglich gereinigt......)

Foto: Marc Simml


Wir Archäologen

In Agios Nikolaos befindet sich ein frei zugänglicher Geopark direkt am Meer. Am Strand kann man versteinerten Bäume, grosse versteinerte Jakobsmuscheln, Seeigel, haufenweise kleine Muscheln und fossile Algen erkennen. Vor knapp 20 Millionen Jahren gab es im Gebiet der nördlichen Agais starke Vulkantätigkeiten. Dabei traten riesige Mengen Lava, Asche und anderem Vulkangestein aus und bedeckten enorme Flächen. Die vulkanischen Materialien drangen nach Westen und verschütteten den dichten Wald. Da gibt es viel zu entdecken.

 

Von anderen Globetrottern am selben Standort haben wir erfahren, dass am Ende der Landzungen in einem alten Kloster eine Frau alleine leben soll. Die Wanderung zu dem in die Klippen gebaute Kloster dauert 90 Minuten. Wir haben die energiegeladene Evagelista tatsächlich angetroffen. Sie hat sich über die Gesellschaft und die Kekse sehr gefreut die wir mitgebracht haben. Als Dank hat sie uns mit vielen spannenden Informationen überhäuft, die wie euch an dieser Stelle weitergeben. Sie bekommt auf dem Seeweg monatlich ihr Essen angeliefert, hat 2 Hühner und 3 Katzen und sammelt frisches Regenwasser in Zisternen auf. Sie hat sich die Einsamkeit ausgesucht und fühlt sich in ihrem Eremiten Dasein wohl.

 

Unterhalb des Klosters, welches an einem steilabfallenden Riff liegt, hat es 2 Höhlen. Im einer lebte vor vielen Jahrhunderten ein Drache und man kann ihn immer noch hören! Ok? Denken wir uns sind aber eher skeptisch. In der 2.Höhle seien Knochen von Nonnen gestapelt, die im 14. Jahrhundert von Piraten überfallen und getötet wurden. In der Kirche die einige hundert Meter entfernt steht, haben die Piraten an den Wandbemalungen allen Heiligen, die Gesichter verunstaltet.

 

Mit den Informationen im Kopf machen wir uns los. Gespannt klettern wir den Hang hinunter zur ersten Höhle und tatsächlich hören wir dort diesen Drachen fauchen. Das furchterregende Geräusch wird durch den Luftzug in einer Felsspalte, wegen den Wellen die von aussen in eine unterirdische Höhle drücken, erzeugt. Es ist wirklich unheimlich, wir kriegen Hühnerhaut.

 

Ein paar Schritte weiter finden wir in der zweiten Höhle die besagten Überreste der Ordensschwestern. Die Knochen liegen teilweise noch verstreut am Boden herum. Bevor die zugehörige Kirche erstellt wurde, hat an diesem Ort Apollon oder Poseidon gewohnt, so erzählt man sich.


Wildes campen verboten!

Die Reise führt uns so langsam in Richtung Athen. Bis dorthin haben wir noch einige Stopps eingeplant. So sind wir heute in Monemvasia angekommen und haben unseren Wassertank gefüllt, beim kleinen Dorfladen mit Bioabteilung den Wocheneinkauf erledigt. Strom sollten wir auch aufladen. Das OK vom Hafenmeister haben wir, nun fehlt noch der richtige Strom-Adapter. Nach vergeblichen Versuchen einen zu kaufen versucht Dani mit der Stirnlampe auf dem Kopf bis in die Nacht hinein eine Lösung zu finden. Ich lasse mich nicht lumpen und motiviere ihn durch die Dachluke. Wenn Dani was will, dann tüftelt er solange bis es klappt und ja, auch dieses Mal hat er eine Lösung gefunden. Mein Held! Alle Geräte anschliessen und laden!

 

Monemvasia liegt an der südöstlichen Küste des Peloponneses. Der neuere Stadtteil liegt auf dem Festland und der Alte Ursprüngliche auf einer Insel, wenige hundert Meter entfernt, die aussieht wie Klein-Gibraltar. Über einen Damm gelangten wir in die entzückende Altstadt. Monemvasia hat eine lange Geschichte und ich liefere euch die Kurzfassung. Den Osmanen gelang 1249 die Eroberung danach folgten die Venezianer, die Franken, ein Seeräuber und auch der Papst. Alles klar? 

 

Heute wären hier hauptsächlich Touristen anzutreffen gewesen aber wie immer seit dem Lockdown und der Jahreszeit wegen, sind die engen, autofreien Gassen komplett leer. Die hübschen Cafés, Bars und Tavernen haben alle geschlossen und die Burg, welche hoch auf dem Felsen thront, ist verriegelt. 

 

Zurück im neuen Teil geniessen wir einen «Café to go» und die erste Eiscreme im neuen Jahr. Es sind gut und gerne 25 Grad an der Sonne. Hoffentlich bleibt es so. 

 

Leider nein, es kam anders. Wir hatten während einigen wenigen Tagen sehr kühle Temperaturen und starken Wind. Kaum hat sich das Wetter gebessert, wurden wir von der Polizei an unserem einsamen Strand freundlich aber bestimmt weggewiesen. Wir sollen ins nächste Städtchen fahren und im Hafen übernachten, dass sei kein Problem. Nach 15 Minuten haben wir Ermioni erreicht, wo wir auf alte Bekannte trafen. Mantoco mit ihrem MAN und Alfred und Susanne mit ihrer luxuriösen Concorde. Thomy und Conny wurden ebenfalls von der Polizei weggewiesen. Am nächsten Morgen sind wir um 04.30h von den lokalen Bauern, die ihre Stände für den Markt aufbauten, geweckt werden. In solchen Momenten versuchen wir mit dem Kissen über dem Kopf weiter zu schlafen und freuten uns schon auf den Bauernmarkt und das frische Gemüse.


Athen wir kommen

Wir befinden uns auf dem Weg nach Athen denn in ein paar Tagen haben wir einen Termin mit Alexis der Firma ArestiPower. Er soll uns helfen unsere anhaltenden Probleme mit der elektrischen Stromversorgung zu lösen. Zudem sind die vier kleinen Solarpanels komplett ausgefallen und liefern seit geraumer Zeit einen Strom mehr.

 

Auf dem Weg dorthin haben wir noch einen Abstecher auf die Insel Poros unternommen. Via Wassertaxi wird man von Galatas in 10 Minuten auf die Insel gefahren. Poros ist ein kleines griechisches Städtchen wie aus dem Bilderbuch. Man verliebt sich sogleich in die hübschen Häuser und gepflegten Gassen und Gärten.

 

Zurück auf dem Festland wollten wir die Halbinsel Methana erreichen, dort haben wir einen passenden Stellplatz auf Google Maps erspäht. Kurz vor der Einfahrt zum Stellplatz steht eine Polizei Patrouille. Wir wollen Diskussionen und Bussen verhindern und verziehen und ins Innere der Insel in die Berge. Es scheint, je näher wir zur Hauptstadt kommen, desto komplizierter wird es wohl werden. Erschwerend kommt dazu, dass Athen zur roten Zone erklärt wurde. Das bedeutet, dass die Zahlen der Infizierten erneut angestiegen sind und die Stadt abgeriegelt ist. Wir lesen, dass die Einhaltung der Massnahmen mit Drohnen überwacht werden soll. Ob das stimmt? Wir werden sehen.

 

Bevor wir uns ins Getümmel der in die Hauptstadt begeben, machen wir Halt beim Kanal von Korinth. Dieser wurde vor mehr als 100 Jahren erschaffen um die Durchfahrtmöglichkeit für den Schiffverkehr zu ermöglichen und erspart den Schiffen einen Umweg von 400km um den Peloponnes . Der Blick in die 80m tiefe Schlucht ist sehr beeindruckend. Der Kanal sieht aus als wäre er mit einem Messer in den Felsen geschnitten worden. Die Felswände sie brechen auch mal ab und verhindern die Durchfahrt. Teilweise ist der Kanal für mehre Monate gesperrt wie im Moment auch. Wir können somit leider keine Schiffsdurchfahrt beobachten.


Reparieren, warten und Kitesurfen

Entgegen allen Befürchtungen haben wir Athen problemlos erreicht. Glück gehabt oder wird die Suppe hier nicht so heiss gegessen wie sie gekocht wird? Bei der Firma ArestiPower angekommen, überprüft Alexis zusammen mit Dani das System auf Herz und Nieren. Die Erkenntnisse aus den Analysen: Defekte Solarpanels, falsch eingestellter Batteriewächter, falsch konfiguriertes Solarladegerät, Lade Booster für das Laden der Batterie von der Lichtmaschine ist zu klein, falsch angeschlossen und nicht korrekt konfiguriert. Am Abend waren alle Parameter der jeweiligen Komponenten korrekt konfiguriert und der grössere Lade Booster in Holland beim Hersteller bestellt. Nach Rücksprache mit Woelcke, dem Kabinenbauer in Stuttgart, und dem Hersteller der Panels mussten wir feststellen, dass diese Produkte in der Grösse nicht mehr erhältlich sind. Wen wunderts?

 

Im Sommer genügt die Leistung der übrigen funktionierenden Solarpanels auf dem Dach. Im Winter, wenn die Sonne tief steht, hatten wir allerdings immer wieder Mühe den Tagesbedarf abzudecken. Als Ersatz haben wir uns nun für ein Faltpanel entschieden, dass wir bei Bedarf aufstellen und exakt in die Sonne stellen können. Die Lieferzeit für alle Komponenten beträgt ca. zwei Wochen. Nicht weiter tragisch, denn wir wollten eh erst Mitte März weiterziehen.

 

Wir verbringen die Tage an einer gut besuchten Beach mit coolem Kitespot und wirklich heftigen Windverhältnissen, unweit von Athen. Es ist DER Kite- und Windsurf-Spot der Athener schlechthin. Die Griechen sind wie immer extrem hilfsbereit und gastfreundlich und wir fühlen uns sehr wohl hier. Wir können hier, obwohl Lockdown ist, auch den von Marlene unsanft gelandete Kite reparieren. Wie auch immer, in Griechenland geht alles irgendwie was eigentlich nicht gehen sollte aber jeder kennt einen der einen kennt und der hat dann eben genau, dass was benötigt wird und schiebt es diskret unter der Ladentheke durch oder bringt es direkt zum Unimog. Sogar eine grössere Lichtmaschine konnten sie uns organisieren, welche Dani selber wechseln konnte. Statt 1.4kW leistet das neue Teil satte 2.1kW passend zum neuen Lade Booster.


Athen und Umgebung

Wir haben uns mittlerweile etwas mehr von Athen entfernt und stehen im Nationalpark Schinia/Marathona. Dieser liegt direkt an der Küste und ist ein kleines Naturparadies. Gleich ums Eck befindet sich die olympische Ruderanlage. Im Jahr 2004 fanden die Olympischen Sommerspiele in Athen statt. Die Anlage wird immer noch von olympischen Teams aus der ganzen Welt genutzt. Leider, aus aktuellem Grund, ist die Anlage für Besucher geschlossen. Der nette Security-Mann an der Schranke durfte uns keinen Eintritt gewähren. Er wies uns darauf hin, dass es noch andere Wege aufs Gelände gäbe und so eine Besichtigung möglich wird. Hahaha, so wunderbar typisch griechisch, so unkompliziert und liebenswert wie sie halt sind. Wir haben natürlich ein Schlupfloch gefunden und unseren geplanten Rundgang ungestört absolviert. Wir übernachten bei ihm auf dem Parkplatz, Strom hat er uns auch angeboten, denn im Naturpark sollten wir nicht nächtigen, was wir respektieren.

 

Spontan haben wir uns für einen Spaziergang in der Umgebung von Lake Marathon (Stausee) entschieden. Es wurde dann so was zwischen Wanderung und Hindernislauf. Der Weg führte idyllisch am Ufer entlang war aber teilweise überschwemmt. Nun, dass ist noch lange kein Grund zum Umdrehen, Hosen rauf Schuhe ab und durch. Genau bis zur Mitte und dann waren die Hosen nass. Nochmals zurück, Hosen ausziehen und in den Unterhosen durch. Marlene stand das Wasser fast bis zum Hals - nein Scherz bis zum Bauchnabel. Es sind so solch herrlich kleine Geschehen die unser Herz zum Jubeln bringen. Unerwartetes das es gilt zu Durchqueren.

 

Die erwarteten Komponenten aus Holland und Deutschland sind inzwischen angekommen. Wir fahren zurück nach Athen und lassen diese von Alexis fachmännisch montieren und konfigurieren. Das Abenteuer kann weitergehen. Stopp! Vorher noch Auto waschen ... lassen.


300

Wenn man den einschlägigen Quellen der Behörden glauben schenkt, ist die Grenze zwischen Griechenland und der Türkei wegen der aktuellen politischen Lage der beiden Länder für Touristen geschlossen. Wir erfahren allerdings von anderen Reisenden, dass die Türken Touristen offenbar trotzdem hinein lassen. Wir wollen das prüfen und setzten unsere Reisen in Richtung Grenze fort.

 

 

Auf dem Weg machen wir Halt bei Thermopylae und nehmen dort ein Bad in den heissen Quellen. Herrlich wieder mal in richtig heissem Nass zu baden! Das schwefelhaltige Wasser hat eine Temperatur von ca. 40°C. Hier nebenan fand am 11. August 480 vor Christus, die berühmte Schlacht zwischen 300 Spartaner und rund 300’000 Perser statt. Die Schlacht ist eine der großen Heldensagen des Altertums und dient als Vorlage für den Film «300». Der Spartaner König Leonidas stellte sich der erdrückenden persischen Übermacht am engsten Durchgang zwischen dem Meer und dem Gebirge. Die Perser gewannen am Ende die Schlacht.


Kulinarische Leckerbissen

Der Zufall wollte, dass wir an einem herrlichen Badestrand auf der Halbinsel Pillion eine griechische Grossfamilie kennenlernen durften. Wir wurden kurzerhand am nächsten Tag zum Essen eingeladen. Wir verbrachten einen kurzweiligen, lustigen und herzlichen Abend mit unglaublich feinem veganem Food. Marlene durfte beim Kochen helfen und hat viel profitiert. (Rezepte können bei Marlene bestellt werden) 

Liebe Familie Ramos und Stratioglou, liebe Kids mit Ente und Huhn, wir bedanken uns für den unvergesslichen Abend und die grosszügige Gastfreundschaft ganz herzlich.

 

Unverhofft kommt ganz oft. So entdecken wir an einem ellenlangen, leeren Sandstrand eine riesige Miesmuschelzucht. Draussen im Meer sind tausende Kunststofffässer an unzähligen langen Ketten zusammengebunden. Die Muscheln siedeln sich am unteren Ende der Fässer, das sich unter der Wasseroberfläche, an. Dutzende Fässer wurden nebst sonstigem Müll an Land gespült. Eines davon muss sich erst kürzlich gelöst haben, die Muscheln stehen noch im Wasser und sehen sehr frisch aus.

 

Zum Abendessen gab’s Moules à la Marlene. Da ich nichts esse, dass mal gelebt oder Augen hat, habe ich auch das Probieren sein lassen. Nach Aussage von Dani haben sie hervorragen geschmeckt.  Wir trinken auch regelmässig selbstgepflückte Kräuteraufgüsse. Es findet sich so viel in der Natur, wenn man mit offen Augen durchs Leben geht.


In Alexandroupolis hat unsere Reise in Griechenland begonnen und da endet sie nun auch. Wir lassen den für den Grenzübertritt nötigen PCR in einem lokalen Labor durchführen. 20 Stunden später haben wir das negative Testergebnis und fahren zur 50km entfernten Grenze. Gemäss Signalisierung müssen wir uns auf der griechischen Seite zusammen mit den LKWs auf der rechten Spur einreihen. Wir warten.

 

Nach 30 Minuten absolutem Stillstand geht Dani mit den Pässen zu Fuss an die Zollstelle. Der Fahrer des ersten LKW vor der Grenze schläft. Das Zollhäuschen ist nicht besetzt. Dani hat vom Zöllner in der linken PKW Linie das OK für die Durchfahrt bekommen. Dort ist das Zollhäuschen besetzt jedoch keine Fahrzeuge vorhanden. Wir sind in 5 Minuten durch.

 

Wir fahren nun über das Niemandsland in Richtung Ipsala an die türkische Zollstelle. Ein Fluss trennt die beiden Länder. Von weitem sieht man schon die grossen türkischen Fahnen wehen. Ein türkischer Soldat, der auf der Brücke steht, sieht uns etwas verdutzt an und will uns anhalten. Als es bemerkt hat, dass es sich um ein Camper und nicht ein militärischen Fahrzeug handelt, winkt er uns durch. Der Rest verläuft sehr zügig und geordnet ab. Wir bezahlen noch 3€ für die Desinfektion des Fahrzeuges und fahren durch einen Sprühnebel. Die Baggage Control ist eher eine Besichtigung der Kabine als eine Kontrolle. Das Personal ist extrem freundlich, interessiert an unserem Vorhaben und zuvorkommend. Innerhalb von nur 30 Minuten waren alle Posten abgefahren und die Stempel im Pass und dies bei eigentlich geschlossener Grenze. Hie und da wird Mut belohnt. 

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