Blog #38a, Marlene (Januar 2025, Australien Teil I)

“Life is too short to be normal. Stay weird”  

(Autor unbekannt)

 

Einige Fakten über Australien

Australien ist mit 7,69 Millionen Quadratkilometern das sechstgrösste Land der Welt und zählt rund 26 Millionen Einwohner. Es ist der einzige Staat, der einen ganzen Kontinent umfasst. Etwa 70 Prozent der Fläche bestehen aus Wüste – das berühmte «Outback». Doch das Land bietet weit mehr: tropische Regenwälder, weltbekannte Strände und das atemberaubende «Great Barrier Reef».

Australien ist eine föderale parlamentarische Monarchie – England hat hier noch immer Einfluss. Die Hauptstadt ist Canberra, und König Charles III. ist als Staatsoberhaupt durch den Generalgouverneur vertreten. Die britische Kolonisation begann 1788 mit der Gründung einer Sträflingskolonie. Der aktuelle Regierungschef ist Anthony Albanese.

Englisch ist die Amtssprache, während viele indigene Sprachen vom Aussterben bedroht sind.

 

Die indigene Bevölkerung, bestehend aus Aborigines und Torres-Strait-Insulanern, lebt seit rund 65'000 Jahren auf diesem Kontinent. Ihre Kunst, Musik und Spiritualität prägen die australische Identität. Vor vielen Jahren habe ich das Buch Traumfänger – Die Reise einer Frau in die Welt der Aborigines von Marlo Morgan gelesen. Eine eindrückliche Lektüre, die ich euch wärmstens empfehlen kann.

Mit schwerem Herzen muss ich jedoch feststellen, dass wir in der kurzen Zeit hier keinen Zugang zur indigenen Kultur finden. Ich hätte so gerne Momente mit ihnen geteilt. Trotz gewisser Fortschritte in den letzten Jahrzehnten steht die indigene Bevölkerung noch immer vor grossen Herausforderungen. Ihre Lebenserwartung liegt im Durchschnitt acht bis neun Jahre unter der der nicht-indigenen Bevölkerung. Die Schulabschlussrate ist deutlich niedriger, und der Zugang zu hochwertigen Bildungseinrichtungen bleibt eingeschränkt. Dies führt unweigerlich zu höheren Arbeitslosenquoten – eine Folge sowohl struktureller Benachteiligung als auch anhaltender Diskriminierung.

 

Nur drei Prozent der australischen Bevölkerung sind Aborigines, doch sie stellen 30 Prozent der Gefängnisinsassen. Wir hoffen inständig, dass Gleichberechtigung, kulturelle Anerkennung und indigene Rechte weiter gestärkt werden und sich ihre Lebenssituation nachhaltig verbessert.

Melbourne, erster Tag in Down Under

Morgens um fünf landen wir mit müden Augen in Melbourne. Mit dem SkyBus geht es weiter in die Metropole, die um diese Uhrzeit wie ausgestorben wirkt. Erst gegen sieben finden wir ein Café, das langsam in die Gänge kommt und uns einen heissen Tee serviert. Dort erfahren wir, dass viele Australier den gesamten Januar in den Ferien verbringen und deshalb zahlreiche Geschäfte geschlossen und die Stadt wie ausgestorben erscheinen lässt.

 

Mit einem Uber geht es weiter zu unserem Mietcamper – einem betagten Toyota Estima. Unser Fahrzeug hat sogar einen Namen: «Dr. Zoidberg», benannt nach einer Figur aus der Zeichentrickserie Futurama, die vom Schöpfer der Simpsons stammt. Mit fast 400'000 Kilometern auf dem Tacho hat unser Gefährt seine besten Tage hinter sich, wird uns aber hoffentlich die nächsten vier Wochen treu begleiten. Wir haben uns bewusst für eine minimalistische und kostengünstige Variante entschieden. Zudem sieht man Dr. Zoidberg seine Camper-Gene nicht sofort an – ein klarer Vorteil, da das Freistehen in Australien stark eingeschränkt ist. So können wir uns gelegentlich auf einen «illegalen» Stellplatz schleichen, ohne allzu sehr aufzufallen.

 

Unsere erste Fahrt führt uns direkt zu Aldi – ja, die Supermarktkette gibt es auch hier. Wir füllen den Camper bis unters Dach und besorgen uns eine SIM-Karte. Danis Laptop gibt langsam den Geist auf, also machen wir noch einen Abstecher in ein Elektronikgeschäft. Die Mission verläuft erfolgreich, und schon bald können wir Melbourne hinter uns lassen. Unser erstes Frühstück geniessen wir draussen, in unserer improvisierten «Aussenküche», irgendwo auf dem Land.


Great Ocean Road

Weiter geht’s in Richtung Meer mit dem Ziel, die legendäre Great Ocean Road entlangzufahren. Sie zählt zu den berühmtesten Küstenstrassen der Welt und ist ein absolutes Highlight in Australien. Rund 240 Kilometer erstreckt sie sich entlang der Südküste Victorias – eine spektakuläre Route mit atemberaubenden Ausblicken.

 

Wildes Campen in Küstennähe? Unmöglich. Hier ist es strikt verboten – eine neue Erfahrung für uns, denn nach so vielen Jahren der «Freiheit» sind wir uns das nicht mehr gewohnt. Ich kann es aber nachvollziehen, denn unzählige Camper sind hier unterwegs, um die traumhafte Landschaft zu geniessen. Ohne klare Regeln wäre das Chaos wohl vorprogrammiert. Auf die überfüllten Campingplätze haben wir jedoch keine Lust. Nach etwas Suchen finden wir schliesslich einen ruhigen Ort – und kaum zu glauben: Am Abend sehen wir bereits unsere ersten Kängurus! Die sind ja wirklich eindrücklich gross. Einfach genial, diese Tiere in freier Wildbahn zu erleben – ein Muss in Australien, oder? Wir können uns den Tieren auf 10-20m näheren, diese hier scheinen sich Menschen gewohnt zu sein. Kängurus und Australien sind doch untrennbar miteinander verbunden, ein wahres Nationalsymbol. Über 60 verschiedene Arten gibt es hier, einige erreichen Geschwindigkeiten von bis zu 70 km/h. Ihr kräftiger Schwanz dient nicht nur zur Balance beim Springen, sondern auch als Stütze im Sitzen.

 

 

Am nächsten Morgen müssen wir erst einmal umdrehen: Dani hat realisiert, dass sein neuer Laptop, gestern gekauft, natürlich nicht die gewohnte Schweizer Tastatur hat. Bevor wir uns jedoch wieder auf den Weg zurück nach Melbourne machen, erkunden wir eine Strecke entlang der Klippen. Überall gibt es Wanderwege durch die Dünen, perfekt zum Joggen. Nach der reibungslosen Rückgabe des Laptops fahren wir bis in den Abend hinein und finden ein verstecktes Plätzchen für die Nacht.

 

 

Mittlerweile habe ich das Kochen im Freien voll im Griff. Bei starkem Wind bereite ich alles draussen vor und koche im geschützten Innen – für alles gibt es eine Lösung. Ich geniesse es, mit einem so kleinen Auto unterwegs zu sein, besonders auf der kurvigen Küstenstrasse. Endlich mal nicht aufpassen müssen, ob das Fahrzeug zu breit für die engen Serpentinen ist – ich schlängle mich flott durch die Landschaft.

Am Abend geht es hinauf in die Hügel zum Erskine-Wasserfall. Kein Ort, den man unbedingt gesehen haben muss, aber wir hoffen, hier einen Nachtplatz zu finden. Mutig parken wir in einer verbotenen Zone – und haben Glück. Als die Ranger am nächsten Morgen auftauchen, sind wir bereits beim Sport und kommen ungeschoren davon.


Great Otway National Park

Dani fragt während der Weiterfahrt: «Wo kann man eigentlich Koalas sehen?» ChatGPT spuckt prompt den Great Otway National Park aus. Und wo liegt dieser Park? Google Maps antwortet: «Nach fünf Kilometern links abbiegen, dann noch 20 Kilometer geradeaus.» Unglaublich, was für ein Zufall! Wenige Minuten später sind wir da.

 

Auf dem Weg richten sich unsere Blicke gespannt in die Eukalyptusbäume – und tatsächlich, keine 15 Minuten nach Danis Frage entdecken wir unser erstes graues Fellknäuel in einer Astgabel.

Koalas sind Beuteltiere, keine Bären – also gibt es den Begriff «Koalabär» eigentlich nicht. Ihre Hauptnahrung besteht aus Eukalyptusblättern, von denen sie täglich zwischen 500 und 1000 Gramm verzehren. Dabei benötigen sie kaum zusätzliches Wasser, ihr Name bedeutet in der Sprache der Aborigines passenderweise «ohne Wasser».

 

Die niedlichen Tiere sind nachtaktiv und schlafen bis zu 20 Stunden am Tag. Entsprechend bekommen wir nur träge, in den Bäumen hängende Exemplare zu Gesicht. Doch es ist ein besonderer Moment – ich freue mich riesig, dass wir sie in freier Wildbahn beobachten können.

Neben den Koalas entdecken wir auch Wallabys, die kleineren Verwandten der Kängurus. Sie huschen flink durchs Gebüsch, während über unseren Köpfen graue und rote Kakadus sowie bunte Papageien kreisen. Australien fühlt sich für uns gerade wie ein riesiger, offener Zoo an – überall gibt es faszinierende Tiere zu entdecken!


12 steinerne Apostel, na ja fast!

Die Twelve Apostles befinden sich im Port Campbell National Park, der ebenfalls entlang der Great Ocean Road liegt. Diese beeindruckende Felsformation besteht aus gewaltigen Kalksteinsäulen, die aus dem Ozean ragen. Geformt durch Jahrmillionen der Erosion, trotzen sie Wind und Wasser – doch nicht alle haben der Natur standgehalten. Einst waren es zwölf, heute stehen noch sieben, während die anderen den unbändigen Kräften des Meeres zum Opfer gefallen sind. Mit bis zu 45 Metern Höhe wirken sie dennoch majestätisch.

 

 

Wir sind nicht die Einzigen, die sich dem Wind stellen und den Weg entlang der Klippen wandern. Schliesslich führt uns der Pfad hinunter an den Strand, wo wir den feinen Sand durch die Zehen rieseln lassen. Ein imposanter Anblick!

 

 

Es ist beeindruckend, was sich entlang dieser Strasse alles entdecken lässt – die Fahrt ist jede Minute wert. Einige von euch haben diese majestätische Strecke sicher auch schon erlebt und wissen, wie einzigartig sie ist.


Portland, der Ort im Nebel

Wir verlassen die Great Ocean Road, um die Sehenswürdigkeiten von Portland zu erkunden. Unser erstes Ziel ist die australische Tölpelkolonie am Point Danger. Doch unser morgendlicher Versuch scheitert – überall sind Warnschilder aufgestellt, da gerade Schiessübungen stattfinden. Nun gut, unser Leben für eine Vogelkolonie zu riskieren, wäre wohl etwas übertrieben. Zudem liegt dichter Nebel über der Küste, und wir hätten vermutlich ohnehin nicht viel gesehen. Wir fragen uns wie die Schützen bei dieser Sicht die Ziele sehen.

Der Name Tölpel stammt aus dem Mittelhochdeutschen und bedeutet «dummer Mensch». Noch heute verwenden wir das Wort für ungeschicktes Verhalten – und genau deshalb tragen diese Vögel ihren Namen: Beim Landen wirken sie tollpatschig und unbeholfen.

Weiter geht es zum Cape Nelson Lighthouse, einem historischen Leuchtturm. Von hier oben geniessen wir eine grossartige Sicht auf die tosenden Wellen.

 

 

Der Great South West Walk (GSWW) führt hier vorbei – ein spektakulärer Fernwanderweg, der sich über rund 110 Kilometer erstreckt und bei den Twelve Apostles in Port Campbell endet.

 

 

Am Abend wagen wir einen erneuten Versuch, die Tölpelkolonie zu besuchen – diesmal mit mehr Glück. Ein lokaler Guide öffnet uns das Tor, und wir können als einzige Besucher die einzige australischen Vögel bestaunen.

 

 

Neben den imposanten Vögeln bietet dieser Ort auch einen herrlichen Blick auf den wilden Ozean. Der Nebel hat sich verzogen, und wir beschliessen, gleich hier zu übernachten. Keine Verbotsschilder, kein Verkehr – und der wohl schönste Nachtplatz unserer Reise. Der Wind, der uns hier stetig begleitet, ist ein wahrer Segen: keine Fliegen, keine Bremsen, nur wir, die Weite und das Rauschen des Meeres.


Pelzrobben, Kängurus und Wallabys

Unser nächstes Ziel ist Cape Bridgewater, wo sich die grösste Pelzrobbenkolonie Australiens befindet. Die Tiere werden oft mit Seelöwen verwechselt, gehören jedoch zu den Pelzrobben.

 

Trotz Nebel nehmen wir die dreikilometerlange Wanderung entlang der Klippen in Angriff. Schon von Weitem hören wir das Grunzen der Tiere – und ja, ein ganz spezieller Duft weht uns entgegen. An der Aussichtsplattform angekommen, erahnen wir weit unten in der Gischt dunkle, sich bewegende Gestalten. Doch der dichte Nebel erschwert die Sicht. Das kann doch nicht alles gewesen sein!

 

Dani entdeckt eine Möglichkeit, die steilen Felsklippen hinabzuklettern. (Papi, keine Sorge – wir haben gut darauf geachtet, nicht auf eine Schlange zu treten!). Da wir alleine unterwegs sind, wagen wir es, den offiziellen Weg zu verlassen. Als geübte Flip-Flop-Wanderer sind wir überzeugt: Das geht schon irgendwie! Wer nichts wagt, der nichts gewinnt…

 

Und tatsächlich – unten angekommen, sind wir den Tieren viel näher und können sie in aller Ruhe beobachten. Sogar der Nebel lichtet sich etwas, und wir schaffen es, ein paar Handyaufnahmen zu machen. Nun stellt sich die nächste Herausforderung: irgendwie wieder nach oben kommen. Mit etwas Klettergeschick krakeln wir uns die Felsen hoch – und was uns oben erwartet, glaubt ihr nicht.

 

Kaum stehen wir wieder sicher auf dem Weg, blicken uns rund 15 Kängurus mit grossen, neugierigen Augen an. Auch Wallabys grasen gemütlich in unserer Nähe. Was für ein unglaubliches Erlebnis – mitten im Nebel, hoch auf den Felsen, und umgeben von Australiens faszinierender Tierwelt. Es fühlt sich tatsächlich an wie ein riesiger, offener Zoo.


Blauer Vulkankratersee und Coorong National Park

Tags darauf führt unser Weg zum Blue Lake, einer weiteren faszinierenden Naturattraktion. Dieser tiefblaue Kratersee entstand vor etwa 20'000 Jahren durch vulkanische Aktivität. Seine intensive Farbe verdankt er der Reflexion des Sonnenlichts an feinen Mineralpartikeln und Algen im Wasser.

 

Die Umrundung sparen wir uns – es ist schlicht zu heiss zum Wandern. Ein erfrischendes Bad im See wäre jetzt verlockend, doch, wenig überraschend, ist das Schwimmen hier natürlich verboten.

Wir lassen es uns nicht entgehen, mit unserem Gefährt den Loop Trail über unbefestigte Strassen zu fahren. Zwar stecken wir hin und wieder im Sand fest – Dani! Es ist kein Unimog! muss ich mehrfach mahnen – doch am Ende meistern wir die Strecke ohne grössere Zwischenfälle.

 

Der Nationalpark ist berühmt für seine reiche Tierwelt und seine kulturelle Bedeutung für die Aborigines. Die Landschaft ist eine faszinierende Mischung aus flachen Salzwasserseen, Sanddünen, Küstenstreifen und Feuchtgebieten. Entlang einer langen, schmalen Lagune, die nur durch Sanddünen vom Meer getrennt ist, finden wir einen vermeintlich perfekten Stellplatz für unser Frühstück.

 

Doch unser idyllischer Rastplatz entpuppt sich als Fehlgriff – ein Schwarm Wildbienen zwingt uns zur überstürzten Flucht. Schattenspendende Blachen, Stühle und Tisch werden hektisch ins Auto geworfen, das Geschirr nur grob ausgespült – und nix wie weg!

 

 

Während der Fahrt huschen immer wieder kleine Pelztiere, vielleicht Füchse oder andere lokale Bewohner, über die Strasse. Wir sehen schwarze Schwäne, weisse Pelikane und zahlreiche bunte Vögel, deren Namen wir nicht kennen. Die hier lebenden Emus bleiben verborgen im Busch – verständlich, bei dieser Hitze. Am Abend wäre die Chance grösser, sie zu sehen, doch wir wollen weiter. Das Land ist riesig, und wir haben noch viel vor uns.


Adelaide Hill

Am Nachmittag erreichen wir irgendein Dorf namens Mount Barker. Ich habe eine Krise und brauche eine Pause von allem. Gerade jetzt vermisse ich Asien mit all seinen Facetten. Australien ist zweifellos wunderschön, aber es gibt so viele Regeln, alles ist so kultiviert. Der Kulturschock trifft mich härter als erwartet. Es mag befremdlich klingen, dass ich gerade Mühe mit Australien habe – ich bin in einem der tollsten Länder der Welt, und trotzdem springt der Funke nicht. Ich hoffe, dass ändert sich noch.

 

Nach einer ruhigen Nacht weckt uns am Morgen das laute Zwitschern und Kreischen der Vögel und Papageien. Eine Joggingrunde durch eine wunderschön angelegte Grünanlage hilft mir, meine Gedanken zu sortieren – danach geht es mir wieder besser.

 

Beim Frühstück, mit Blick auf unzählige wilde Hasen und Vögel, planen wir unseren Tag. Hahndorf, das älteste deutsche Dorf Australiens. Wir schlendern durch die hübschen Shops und lassen die Atmosphäre auf uns wirken. Das Dorf wurde 1839 von lutherischen Siedlern aus Preussen gegründet, und der Name stammt von Dirk Hahn, dem Kapitän des Schiffes Zebra, das die Siedler nach Südaustralien brachte. Die deutschen Wurzeln sind hier noch deutlich sichtbar, hörbar und sogar riechbar.

 

Doch für unseren Geschmack ist der Ort zu touristisch, und schon bald zieht es uns weiter. Abseits der Massen finden wir eine Brauerei, wo wir nicht nur ein kühles Bier geniessen, sondern auch – sehr zuvorkommend – im kleinen Stübchen unsere Laptops anschliessen und in Ruhe arbeiten können. Hier entstehen unteranderem diese Zeilen.


Barossa Valley

Wir fahren in Richtung einer der bekanntesten Weinregionen der Welt. Hier finden sich sowohl internationale Weingüter als auch kleinere Boutique-Winzer. Entlang der Strasse passieren wir klingende Namen wie Penfolds, Jacob’s Creek und viele mehr.

Dani möchte ein kleines Weingut besuchen – den Wein hatte er an meinem Geburtstag in Malaysia getrunken und für ausgezeichnet befunden. Doch leider bietet Teusner keine Weinproben an, also setzen wir unsere Fahrt fort.

 

Nächster Halt: der Laden von Maggie Beer, einer bekannten australischen Köchin. Wir schlendern durch ihren Farm Shop, kaufen aber nichts – zu famous. Die Marmelade holen wir lieber direkt beim Bauern im Hofladen. Er kann das Geld sicher besser gebrauchen als Maggie.

 

Ein weiteres Unternehmen in der Region ist die Barossa Valley Cheese Company der Käserin Victoria McClurg. Einige ihrer handgefertigten Käsesorten wandern in unsere kleine Kühlbox – und sie sind wirklich gut!

 

Neben Wein ist die Region (wir erkennen zwar kein richtiges Tal?) auch für den Olivenanbau bekannt. Bereits im 19. Jahrhundert legten europäische Siedler hier die ersten Olivenhaine an. Heute wird sowohl Olivenöl produziert als auch Tafeloliven angebaut – darunter meine Lieblingssorte, die Kalamata-Olive, die natürlich ebenfalls in unseren Einkaufskorb wandert.


Murray River

Der Fluss durchquert die drei Bundesstaaten, die wir auf unserer Reise besuchen, und prägt eine der wichtigsten landwirtschaftlichen Regionen Australiens. In dieser Gegend gelten strenge Einfuhrverbote für Obst und Gemüse, um die Verbreitung von Fruchtfliegen zu verhindern. Tatsächlich gibt es Kontrollzonen mit Strassensperren, an denen mitgeführte Lebensmittel konfisziert werden. Wer sich nicht an die Regeln hält, muss mit Geldstrafen von mehreren Tausend Dollar rechnen.

 

Zum Glück sind wir mit leerem Vorrat unterwegs und kaufen unser frisches Obst und Gemüse direkt vor Ort in einem kleinen Laden ein. Die Geschäfte hier wirken, als wären sie einem Westernfilm entsprungen – Holzbauten mit breiten Veranden, wie aus einer anderen Zeit.

 

Gemächlich rollen wir über ungesicherte Naturstrassen durch die idyllische Flusslandschaft. Am Abend finden wir einen einsamen Stellplatz direkt am Wasser, geniessen die Stille und beobachten die lauten, weissen Kakadus in den Bäumen und die Pelikane im Wasser. Ein perfekter Moment, um die Ruhe und Weite Australiens auf uns wirken zu lassen.


Pink Lake und Little Desert

Der Pink Lake verdankt seine rosa Färbung natürlichen Prozessen, die von den Bedingungen des Wassers abhängen. Algen, Salzgehalt, Bakterien, Licht und Temperatur beeinflussen die Intensität der Farbe. Doch als wir ankommen, treffen wir auf ein ausgetrocknetes Becken – und können stattdessen direkt auf dem rosa Salz spazieren. Eine völlig neue Erfahrung für uns und ein faszinierendes Fotomotiv.

 

Irgendwo im Nirgendwo finden wir später einen grossartigen Stellplatz. Am Abend machen wir uns mit zusammengelegten Campingstühlen unter dem Arm auf ins Dickicht – in der Hoffnung, Schlangen oder andere nachtaktive Tiere zu entdecken. Doch unsere Exkursion endet ernüchternd: Wir werden so gnadenlos von Fliegen belagert, dass wir nach einer Stunde die Nerven verlieren. Gesehen haben wir ausser unzähligen Fliegen genau gar nichts.

 

Dafür erwartet uns ein anderes Naturschauspiel. Der Himmel ist klar, und wir können vier Planeten erkennen: Mars, Jupiter, Venus und Neptun. Neptun ist mit blossem Auge kaum zu sehen, doch die Szenerie ist dennoch spektakulär.

 

Besonders beeindruckend ist die Milchstrasse, unsere Heimatgalaxie mit bis zu 400 Milliarden Sternen. Ich versuche zu zählen – komme auf 200 Millionen – und schlafe dann ein. Sorry, weiter bin ich nicht gekommen.


Grampians Nationalpark

Der Nationalpark wurde erst kürzlich von einem Buschfeuer heimgesucht, das durch einen Blitzschlag ausgelöst wurde. Über 76'000 Hektar Land verbrannten, und viele Strassen sowie Gebiete sind wegen der Wiederherstellungsarbeiten noch gesperrt. So bleibt uns nur der Besuch der Ortschaft Halls Gap und des MacKenzie-Wasserfalls, der als spektakulärster der Region gilt.

 

 

Wir wandern bis ganz nach unten zum Becken – und springen zur Abkühlung in den Bach. Es wäre, ihr ahnt es, eigentlich verboten, aber wie schon ganz zu Beginn des Blogs steht: Seid seltsam und vor allem unangepasst in gewissen Momenten. Ich tauche kurzerhand in Danis Unterhosen ein und animiere auch andere Wanderer, sich ihrer Kleider zu entledigen und sich ins kühle Wasser zu setzen.

 

 

Eines unserer grossen Ziele im Park ist es, Emus in freier Wildbahn zu sehen – und wir haben Glück. Die imposanten Laufvögel sind, wie so vieles in Australien, endemisch. Sie sind hervorragende Läufer und erreichen Geschwindigkeiten von bis zu 50 km/h. Fliegen können sie zwar nicht, aber dafür landen sie, wie auch Kängurus, gelegentlich auf dem Grill. Für die indigenen Völker waren Emus eine wichtige Nahrungsquelle – sie nutzten nicht nur das Fleisch, sondern auch die Eier und Federn.


Das Treffen mit einem Unimog am Green Hill Lake

Wir meiden die Autobahnen, wo immer es geht, und geniessen stattdessen die schmalen, menschenleeren Strassen, die oft schnurgerade durch karge Landschaften führen. In den Sommermonaten wird hier geerntet, und alles ist ausgetrocknet – kein Wunder, dass Buschbrände in Australien jedes Jahr in grossem Ausmass wüten.

 

Die Strassen gehören den Road Trains – riesigen Lastwagen mit bis zu 35 Achsen und einer unglaublichen Länge von bis zu 100 Metern. Wir haben zwar nur kleinere Varianten gesehen, doch wenn uns so ein Ungetüm entgegenkommt, halten wir das Lenkrad gut fest und nehmen das Gas raus, um nicht von der Sogwirkung von der Strasse gefegt zu werden.

 

Unsere erste Nacht verbringen wir am Green Hill Lake, einem der zahlreichen kostenlosen Campingplätze. Er ist gut besucht, und wir treffen einen Australier, der mit seinem Unimog das Land bereist. Seine Partnerin stammt aus Thailand, und gemeinsam pendeln sie zwischen beiden Ländern. Ob er sein wunderschönes Fahrzeug jemals auf einen anderen Kontinent verschiffen wird, weiss er noch nicht – Jeffrey hat den Unimog erst seit ein paar Monaten.

 

An seinem Türeingang entdecken wir ein praktisches Mückennetz, das auch für unser Fahrzeug passen könnte. Unser eigenes Netz ist längst defekt, und der mit Magneten befestigte Schal sieht zwar nett aus, hält die lästigen Viecher aber nicht ab. Das müssen wir haben!

 

Am nächsten Morgen ziehen wir unsere Bahnen im See – beobachtet von neugierigen Ottern. Das lange Baden büsse ich allerdings am Folgetag mit einem juckenden Ausschlag. Kein Wunder, das kenne ich bereits: Entweder liegt es am Entenkot oder an Blaualgen.

Immerhin: Hier ist das Schwimmen ausnahmsweise erlaubt!


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