Blog #37, Marlene (Januar 2025, Bali, Indonesien)
Indonesien
Indonesien ist der grösste Inselstaat der Welt mit über 17'000 Inseln, darunter Java, Sumatra, Borneo und Papua. Auch Sulawesi gehört zu diesem weitläufigen Archipel – eine Insel, die wir vor vielen Jahren erkundet haben und wo wir einige der spektakulärsten Tauchgänge unseres Lebens erleben durften.
Insel der Götter
Für diese Reise haben wir uns entschieden, ausschliesslich Bali zu besuchen. In den 1980er-Jahren waren wir beide, unabhängig voneinander, schon einmal hier. Zwar gäbe es in Indonesien viele faszinierende Orte zu entdecken, doch diesmal wollen wir einfach nur verweilen, zur Ruhe kommen und nicht ständig weiterziehen. Die unzähligen Eindrücke der letzten Jahre nochmals Revue passieren lassen und gleichzeitig die Annehmlichkeiten geniessen, die diese touristisch geprägte Insel bietet.
Bali ist berühmt für seine traumhaften Strände, majestätischen Vulkane, kunstvollen Reisterrassen und seine einzigartige Kultur. Im Gegensatz zum überwiegend muslimischen Indonesien ist die Insel stark von hinduistischen Traditionen geprägt – ein Glaube, den wir besonders schätzen. Überall begegnen uns Tempel, Zeremonien und spirituelle Rituale, die das tägliche Leben durchdringen. Diese lebendige Kultur zu beobachten, erfüllt uns mit Freude.
Dankbar sind wir auch für die Hilfe einer Person, die wir über die Facebook-Gruppe Mitbringsel weltweit kennengelernt haben. Sie bringt uns unsere neuen Kreditkarten mit – eine Rettung in letzter Minute, denn unsere wurden unerwartet gesperrt, nachdem verdächtige Anfragen aufgetreten sind. Zum Glück hat unser Anbieter dies bemerkt, doch ohne Plastikgeld wären wir ziemlich aufgeschmissen. Ein herzliches Dankeschön an Susanne! (Erinnert ihr euch? Auf diese Weise hat uns schon einmal jemand aus Nepal unser Carnet de Passage in die Schweiz mitgenommen.)
Ein wachsendes Abfallproblem
Mit dem wachsenden Tourismus kämpft Bali zunehmend mit einem ernsten Müllproblem. Jedes Jahr gelangen Tonnen von Plastikabfällen in die Umwelt – an manchen Stränden ist das besonders sichtbar. Zwar gibt es vielversprechende Ansätze wie das Verbot von Plastiktüten, Einwegverpackungen und Strohhalmen, doch die Umsetzung scheitert oft kläglich. In der Praxis landet immer noch viel zu viel Plastik in unseren Händen – ganz gleich, was wir kaufen.
Erfreulicherweise gibt es auch Lichtblicke: Freiwillige Organisationen wie Trash Hero organisieren regelmässig Strandsäuberungen – ein Engagement, das wir sehr schätzen. Während unseres Aufenthalts sind uns jedoch keine stark verschmutzten Strände aufgefallen. Allerdings sind wir einiges gewohnt, und unsere Toleranzgrenze für Schmutz und Abfall liegt wohl höher als bei vielen anderen.
Wir landen am Abend mit Verspätung im regnerischen Denpasar, dem Hauptort der Insel. Kaum betreten wir die Ankunftshalle, schwirrt uns der Kopf vor lauter Menschen. Überall wetteifern SIM-Karten-Anbieter, Taxifahrer und Autovermietungen um Kundschaft. Wir entscheiden uns für den Schalter, an dem sich keine Menschenschlange auf die Füsse tritt, und besorgen SIM-Karte. Wenige Minuten später verlassen wir das Terminal – draussen empfängt uns die schwüle, feuchte Luft, die uns sofort wieder umhüllt.
Kaum treten wir auf die Strasse, stürzen sich Taxifahrer mit vermeintlich unschlagbaren Angeboten auf uns. Praktisch, dass alle angeblich die günstigsten sind, oder? Wir ziehen es vor, unseren Fahrdienst über Grab (das asiatische Pendant zu Uber) zu bestellen – so kennen wir den Preis im Voraus und entgehen unliebsamen Überraschungen.
Die erste Nacht verbringen wir in einem hübschen, preiswerten Hotel in Flughafennähe. Nach einem ausgiebigen Schwumm im Pool machen wir uns am nächsten Morgen zu Fuss auf den Weg zum Zahnarzt. Dani muss eine notwendige Behandlung angehen – solche Checks erledigen wir mittlerweile unterwegs und reisen nicht extra in die Schweiz. Die Zahnärzte hier wissen bestimmt, was sie tun – ich schaue ihnen genau auf die Finger.
Dani hat Glück: Die Beratung ist ausgezeichnet, der Zahnarzt mit seinem breiten Lachen versteht sein Handwerk, und die Klinik ist hochmodern ausgestattet. Wir sind erleichtert, die richtige Wahl getroffen zu haben. Nach der Behandlung geht es mit Grab weiter ins Herz der Insel nach Ubud.
Unsere Reise beginnt mit Glamping – luxuriösem Zelten – im kulturellen Herzen der Insel. Ubud ist berühmt für seine Tempel, die lebendige Kunstszene und den heiligen Affenwald. Überall reihen sich charmante Shops, gemütliche Cafés, einladende Restaurants, unzählige Yoga- und Fitnessstudios aneinander – alle wetteifern um die zahlreichen Besucher, die es in dieser Stadt im Überfluss gibt.
Die engen Strassen sind vor allem abends hoffnungslos verstopft, der Verkehr kommt zum Erliegen. Selbst mit dem Roller schlängelt man sich nur mühsam hindurch. Zum Glück erreichen wir unser grünes, idyllisches Zuhause mit dem Taxi dennoch entspannt.
Am nächsten Morgen mieten wir – wie die meisten Touristen – einen Roller, verlassen die Hauptstrassen und tauchen schon bald in eine andere Welt ein. Fast allein schlängeln wir uns durch saftig grüne Reisfelder, vorbei an Tempelanlagen und tief in den Dschungel hinein.
Vor den Häusern stehen überall noch die privaten Familientempel – kunstvoll verzierte Altäre, Sanggah oder Merajan genannt, auf denen täglich Opfergaben aus Blumen, Früchten, Keksen und Räucherstäbchen dargebracht werden. Der süssliche Duft liegt allgegenwärtig in der Luft und erinnert daran, wie tief die Harmonie zwischen Mensch, Natur und den Göttern hier verwurzelt ist.
Wir schlendern über schmale Pfade durch Reisfelder, beobachten Bauern beim Ernten und kosten lokale Spezialitäten. Ein versteckter Weg führt uns durch den dichten Regenwald hinunter zu einem Fluss, wo wir die Stille und Ursprünglichkeit der Natur geniessen.
Unterwegs lassen wir uns von Künstlern inspirieren, besuchen kleine Galerien und entdecken im Hinterland die Werkstätten talentierter Handwerker. Hier entstehen kunstvolle Holzmöbel, feine Flechtwaren und aufwendig gestaltete Dekorationsgegenstände – alles in liebevoller Handarbeit. Auch den kleinen Silberschmied gibt es noch, bei dem man seine Kreativität frei entfalten kann.
Die Fähigkeit der Balinesen, ihre Traditionen sowohl im Glauben als auch im Handwerk lebendig zu halten, macht die Insel einzigartig und übt eine besondere Faszination auf uns aus. Viele Güter werden nach wie vor Ort gefertigt, und die allgegenwärtige Flut chinesischer Billigprodukte bleibt hier – erfreulicherweise – aus.
Zu unserer Freude finden wir in Ubud noch immer das fast unberührte Bali – mit verlassenen Orten, an denen der ursprüngliche Charme der Insel weiterlebt. Die Tage vergehen viel zu schnell, doch ich freue mich schon jetzt darauf, bald wiederzukommen – für hochklassiges Yoga, köstliches Essen und dieses besondere Bali-Gefühl.
Von Ubud aus machen wir uns auf den Weg nach Pemuteran, einem ruhigen Küstenregion im Nordwesten Balis. Hier lässt es sich wunderbar tauchen und schnorcheln, während die entspannte Atmosphäre zum Verweilen einlädt. Eingebettet zwischen Bergen, Meer und dem West-Bali-Nationalpark, bietet der Ort eine perfekte Kulisse für Erholung und Erkundungen.
Auch hier erkunden wir die Umgebung mit dem Roller und entdecken einsame Strände. Beim Schnorcheln gleiten wir mit unseren Schwimmbrillen über das weltweit grösste Bio-Rock-Korallen-Wiederaufbauprojekt. Wir haben das grosse Glück, dass es seit unserer Ankunft kaum geregnet hat und wir traumhaftes Wetter geniessen dürfen. Doch die Sicht unter Wasser ist nicht ideal, und der dunkle Vulkansandstrand trägt wohl auch nicht gerade zur Klarheit bei. So können wir uns letztlich nicht aufraffen, einen Tauchgang zu machen.
Heute unternehmen wir eine längere Tour ins Hinterland. Über schmale Teerstrassen schlängelt sich Dani mit dem Roller vorbei an spektakulären Reisterrassen und immer weiter hinauf zum Beratansee. Kleine Abstecher zu den zahlreichen Wasserfällen bieten unseren schmerzenden Gliedern willkommene Pausen, und in einem der natürlichen Pools tauchen wir kurz ins kalte Wasser ein – eine erfrischende Wohltat.
Am Beratansee thront der malerische Wassertempel Ulun Danu Beratan, einer der schönsten und bekanntesten Tempel Balis. Wir sind hier nicht allein – eine grosse Zeremonie hat zahlreiche Gläubige in traditioneller Kleidung versammelt, die mit kunstvoll arrangierten Opfergaben und Speisen beladen sind. Solche Feste sind ein essenzieller Bestandteil der balinesischen Kultur, bei denen sich die Gemeinschaft zum Gebet, für rituelle Tänze und das Darbringen von Opfergaben zusammenfindet. Für uns ist es eine faszinierende Gelegenheit, einen tieferen Einblick in die spirituellen Traditionen Balis zu gewinnen.
Taruna, der herzliche Besitzer unserer kleinen Hotelanlage, lädt mich ein, ihn zu seinem Guru – seinem spirituellen Lehrer – zu begleiten. Natürlich möchte ich auch hier wieder Yoga praktizieren, und so sitzt ich schon bald neben ihm im Auto.
Die Stunde findet in einem Tempel statt, ist gut und ausschliesslich von Balinesen besucht und unterscheidet sich stark von dem, was ich in Ubud erlebt habe. Hier steht nicht die körperliche Aktivität im Vordergrund, sondern die Verbindung mit dem Atem. Pranayama, die bewusste Kontrolle des Atems, ist ein zentraler Bestandteil des Yoga und der indischen Philosophie – ganz ähnlich wie ich es bereits in Kerala, Indien, erfahren durfte.
Wir strecken unter anderem die Zunge weit heraus, legen den Kopf in den Nacken und atmen in intensiven, teils lauten Sequenzen. Obwohl die gesamte Stunde auf Balinesisch abgehalten wird, kann ich den Bewegungsabläufen und Asanas gut folgen. Nein, es gibt keine Fotos meiner herausgestreckten Zunge – das müsst ihr euch selber vorstellen!
Während unserer Praxis begleiten uns das Muhen der Wasserbüffel, das Krähen der Hähne und das weinerliche Rufen eines Babys – eine Geräuschkulisse, die den Ashram lebendig macht.
Am Ende nehme ich eine Segnung entgegen, bei der meine sieben Chakras durch rituelle Zeremonien gestärkt werden. Die Herzlichkeit der Menschen berührt mich, und ich nehme die Einladung, wiederzukommen, mit Freude an.
Heute begleitet mich Dani – auch er ist von dieser Art des Praktizierens begeistert. Gemeinsam erhalten wir eine weitere Segnung, ein schönes Erlebnis, das uns beide tief berührt. Ganz nebenbei habe ich auch zwei neue indonesische Wörter gelernt: Menghirup und Menghembuskan – Ein- und Ausatmen. Wofür ich sie je brauchen werde, weiss ich nicht, aber es ist immer schön, etwas Neues zu lernen.
Nach einer Woche zieht es uns ein paar Höhenmeter weiter hinauf in die Hügel. Hier verbringen wir Weihnachten in einer traumhaften Umgebung und einem wunderschönen Hotel. Dass wir uns diesen Luxus leisten können, verdanken wir der Wahl einer einfachen Unterkunft – einem kleinen Häuschen mit Gemeinschaftstoiletten und Duschen. Doch wer sonst im Camper lebt, nimmt solche Details gelassen hin. Die Aussicht von unserem temporären Zuhause ist atemberaubend, und die gesamte Anlage ein kleines Paradies.
Regelmässig ziehen wir morgens unsere Bahnen im 30 Meter langen Pool, der um acht Uhr noch einsam in der Morgensonne glitzert. Doch schon nach dem ersten Abendessen steht für uns fest: Zum Essen fahren wir lieber mit dem Mietroller hinunter ins Dorf zu unseren Lieblingslokalen. Dort schmeckt es einfach besser.
In dem Warung – einem kleinen, familiengeführten Restaurant, das authentische und erschwingliche Speisen serviert – werden wir verwöhnt. Der Koch hat vor seiner Corona-bedingten Kündigung in einem Fünf-Sterne-Hotel gearbeitet. Unglaublich, welche kulinarischen Meisterwerke er uns auftischt!
Auch fürs Frühstück haben wir einen Lieblingsort gefunden, den wir oft mit spannenden Reisenden aus aller Welt teilen. Die Gespräche sind inspirierend, und so entstehen neue Kontakte – sogar eine Einladung nach Neuseeland steht im Raum. Wer weiss, wohin es uns in der fernen Zukunft noch verschlägt …
Wer an Bali denkt, hat meist Strände, Vulkane und Tempel vor Augen – aber bestimmt nicht Wein. Doch wir wurden eines Besseren belehrt: Auf der Insel wird tatsächlich lokaler Wein produziert.
Ein bekanntes Weingut ist Hatten Wines, dessen Trauben hier in Pemuteran gedeihen. Angebaut werden weisse Sorten wie Muscat St. Vallier, Chenin Blanc und Colombard sowie Rote zum Beispiel, Muscat Bleu, Malvasia Nera, Alphonse Lavallée und Syrah. Diese Vielfalt ermöglicht es Hatten Wines, ein breites Spektrum an Weinen zu kreieren, die das tropische Terroir Balis widerspiegeln.
Ein weiteres modernes Weingut ist Sababay, das eng mit lokalen Bauern zusammenarbeitet. Zudem gibt es Plage Wines, die aus importierten Trauben hergestellt werden – und erstaunlicherweise die günstigste Option sind. Dani probierte den lokalen Rotwein und findet, dass das Preis-Leistungs-Verhältnis überzeugt.
Neben dem Hatten-Weingut, etwas versteckt, liegt ein zauberhafter Tempel, den wir noch besuchen. In Bali ist es üblich, sich vor dem Betreten eines Tempels in Sarongs zu kleiden. Sehen wir nicht elegant aus?
Von Pemuteran geht es weiter nach Denpasar, wo Dani seinen letzten Zahnarzttermin hat. Dr. Big Smile mutiert zum Dr. Very Late – er verspätet sich um 2Std. Anschliessend fahren wir mit dem Taxi in die Reisfelder nahe Tanah Lot und Canggu.
Unser neues Zuhause liegt idyllisch inmitten der ruhigen Reisterrassen. Canggu, ein trendiger Küstenort an der Südwestküste Balis, ist bei Touristen äusserst beliebt. Hier reihen sich stylishe Cafés und Boutiquen aneinander, eines schöner als das andere.
Von unserer „Villa“, in der wir ein hübsches Zimmer mit eigenem Bad haben, versuchen wir einen Roller zu mieten – doch alle sind bereits vergeben. Also bleibt uns nichts anderes übrig, als morgens zu Fuss nach Canggu zu laufen. Der Weg führt uns teils entlang der schmalen Hauptstrasse, meist aber quer durch schlammige Reisfelder und winzige Nebenwege. Dabei sehen wir so viel Schönes: Bauern bei der Feldarbeit, kunstvoll verzierte Tempel und überall winken uns kleine und grosse Hände entgegen. „Selamat pagi!“ – ein fröhliches „Guten Morgen“ klingt aus allen Richtungen. Bali, du übertriffst unsere Erwartungen!
Bevor wir das einladende Café betreten, müssen wir erst einmal unsere matschigen Füsse und Schuhe mit einem Wasserschlauch reinigen. Nach einem köstlichen Frühstück zieht es uns weiter an den Strand. Wir beobachten die Surfer und staunen über ihr Geschick – und ihren Mut. Die gewaltigen Wellen sind beeindruckend, aber für mich wäre das nichts. Ich habe zu grossen Respekt vor der rohen Kraft des Wassers.
Canggu ist auch berüchtigt für sein unglaubliches Verkehrschaos. Es gibt schlicht zu viele Fahrzeuge für die engen Gassen, und selbst die Motorräder kommen nicht mehr an den langen Autokolonnen vorbei. Nach 16 Kilometern Fussmarsch und einer wohltuenden balinesischen Massage nehmen wir schliesslich ein Motorradtaxi zurück zu unserer Unterkunft – zu dritt auf einem Roller. Ich, zuhinterst auf der Sitzbank, kann mir ein Grinsen nicht verkneifen, als ich in die Gesichter der anderen Rollerfahrer blicke. Trotz Stau herrscht eine erstaunlich entspannte Stimmung, man wechselt ein paar Worte und nimmt das Chaos mit viel Humor.
Nach zwei Nächten in Canggu zieht es uns zurück nach Ubud. Diesmal übernachten wir ausserhalb des belebten und beliebten Ortes. Wir haben uns ein hübsches Zimmer gebucht, mit Blick auf einen kleinen Pool und einen gepflegten Garten.
Für die kommenden vier Tage mieten wir uns wieder ein Motorrad und brechen gleich zur ersten Erkundungstour auf. Zum Frühstück kehren wir in einem Café eines Yogazentrums ein – und beschliessen spontan, hier morgen eine Lektion zu besuchen, sofern das Wetter mitspielt.
Die Gegend um Ubud hat es mir besonders angetan. Hier könnte ich mir gut vorstellen, eine Weile zu leben und kreativ zu arbeiten. Die traditionellen balinesischen Holzhäuser und ihre stilvolle Einrichtung faszinieren mich. Zudem gibt es in Ubud ausgezeichnete Einkaufsmöglichkeiten, eine grosse Auswahl an erstklassigen Restaurants und ein riesiges Sportangebot – alles Dinge, die uns wichtig sind.
Am Abend fahren wir in ein kleines Dorf unweit unseres wunderschönen Bungalows. Der Magen knurrt, also testen wir ein neues Warung. Dani und ich schaffen es sogar, schon beim Frühstück leidenschaftlich zu diskutieren, wo wir abends essen wollen. Kulinarische Erlebnisse bleiben eben ein zentraler Bestandteil unserer Reise.
Heute führt uns der Roller in die Berge. Unterwegs machen wir Halt in einer Schokoladenfabrik und kosten uns durch das verlockende Angebot. Am Ende entscheiden wir uns für eine dunkle Variante mit Meersalz sowie für eine „Dubai-Schokolade“ – eine pistaziengefüllte Kreation, die derzeit in aller Munde ist. Jetzt wissen wir also, wie sie schmeckt!
Bali ist unglaublich fruchtbar. Neben Reis und einer Fülle köstlicher Früchte wachsen hier auch Kakao und Kaffee. Auch das Gemüse stammt oft direkt aus der Umgebung – es ist beeindruckend, wie innovativ, fleissig und engagiert die Balinesen sind.
Am Abend wage ich mich ins Bikram Yoga, während Dani lieber shoppen geht. Bikram Yoga, auch als „Hot Yoga“ bekannt, besteht aus 26 Asanas und zwei Atemübungen, die in einem auf 40 Grad aufgeheizten Raum praktiziert werden. Die Hitze intensiviert die Dehnung und bringt zahlreiche gesundheitliche Vorteile. Würde ich hier leben – was ich aber noch nicht tue – würde ich regelmässig Lektionen besuchen.
Nach der schweisstreibenden Session holen wir uns noch Sushi ums Eck, bevor wir uns wieder auf den Heimweg machen. Unterwegs werden wir Zeugen einer bunten, lauten Zeremonie.
Die Legende von Barong Landung erzählt von König Sri Jaya Pangus, der sich in die chinesische Prinzessin Kang Cing Wie verliebte. Ihre Hochzeit symbolisierte die Vereinigung der balinesischen und chinesischen Kultur. Doch ihre Ehe blieb kinderlos, und so nahm das Drama seinen Lauf: Der König hatte eine Affäre mit der Göttin Dewi Danu und zeugte mit ihr ein Kind. Als seine Gemahlin davon erfuhr und die Geliebte aufsuchte, sprach diese einen Fluch aus – und die chinesische Prinzessin wurde zu Stein.
Aus dieser Geschichte entstand die balinesische Tradition des Barong Landung. Die überlebensgrossen Figuren des Königspaars werden bei Prozessionen durch die Strassen getragen und stehen für Toleranz und Harmonie zwischen den Kulturen. Die Legende zeigt eindrucksvoll, wie Bali äussere Einflüsse aufnimmt und in seine tief verwurzelten Traditionen integriert.
Im Dunkeln kurvt uns Dani sicher über die engen, hügeligen Wege zurück in unser tropisches Paradies. Als erfahrener Motorradfahrer und ehemaliger Endurist hat er das Bike auf den teilweise holprigen Strassen perfekt im Griff.
Wir sind nun schon 4.5 Jahre unterwegs und feiern bereits den 5. Jahreswechsel in Freiheit. Unseren Silvesterabend verbringen wir entspannt in unserer hübschen Gartenanlage und essen, was sich roh und ohne Gewürze geniessen lässt – Improvisation ist ja voll mein Ding. Leider sieht man auf dem Foto nicht mehr das ganze Buffet, denn vieles haben wir schon vorher weggepickt.
Habt ihr euch etwas fürs neue Jahr vorgenommen? Normalerweise nehme ich mir nichts vor, doch dieses Jahr möchte ich das ändern. In Zukunft will ich wieder achtsamer, langsamer und genussvoller essen. Ich habe mir angewöhnt, wie ein Gierschlund zu schlingen – und das ist definitiv kein Attribut, das mir gefällt.
Abends um acht sind wir bei einer balinesischen Familie zum Essen und für lokale Drinks eingeladen. Da ich weder Hühnersuppe noch Fisch esse und Alkohol nicht besonders mag (ja, ich bin wohl langweilig), komme ich bestens gestärkt zum kleinen Fest. Nach der herzlichen Begrüssung und der Übergabe unserer Geschenke geniesst Dani das Essen in den Kreisen der männlichen Familienmitglieder. Der selbstgebraute Reisschnaps, mit Honig und Limettensaft verfeinert, scheint gut anzukommen.
Rund um uns lassen die Frauen und Kinder Feuerwerksraketen in den Himmel steigen und kreischen vor Vergnügen. Wie schön, dass wir diesen Moment mit ihnen teilen dürfen.
Die Hühnerfarmen hier auf der Insel habe ich mit eigenen Augen gesehen. Zwar leben die Tiere an der frischen Luft, doch sonst unterscheidet sich die Massenhaltung kaum von den unwürdigen Bedingungen im Rest der Welt. Das möchte ich nicht konsumieren – und meinem Körper erst recht nicht zumuten.
Der Abend klingt in unserem Garten aus – mit einem Glas Rotwein, einer guten Zigarre und lautem Feuerwerk. So starten wir ins neue Jahr.
Heute heisst es wieder einmal packen, den Roller abgeben und mit dem Taxi nach Balangan fahren. Erneut hatten wir ein glückliches Händchen bei der Wahl unseres Reiseziels.
Diese Region ist bekannt für ihre weissen Sandstrände, türkisfarbenen Buchten und atemberaubenden Klippenausblicke. Gelegen auf der Bukit-Halbinsel, gilt Balangan als Geheimtipp für alle, die eine malerische und ruhigere Alternative zu den belebten Hotspots Kuta, Seminyak oder Uluwatu suchen. Besonders Surfer fühlen sich hier wohl – und das zu Recht. Wir beobachten einige echte Könner, die die mächtigen Wellen mit beeindruckender Leichtigkeit reiten. Ich hingegen würde wohl nicht einmal mit dem Brett bis zu den Wellen kommen – sie sind hoch, kraftvoll und absolut respekteinflössend.
Unsere Unterkunft ist ein hübscher Bungalow mit Aussentoilette und -dusche. Ich liebe das naturnahe Konzept – allerdings bedeutet es auch, dass wir den Mücken mit jedem Toilettengang eine willkommene Futterquelle bieten. Es „kackt“ uns schon an, dass wir uns vor dem K**** mit Mückenschutz einsprühen müssen. (Das „K“ musste jetzt einfach sein. 😉)
Kaum ausgepackt, mieten wir uns wieder einen Roller und erkunden die Umgebung. Erster Stopp: der Waschsalon. Schon eine Stunde später holen wir unsere frische, trockene Wäsche ab – und machen uns direkt auf die Suche nach einem Frühstück.
Hunger ist bei mir ein heikles Thema. Ich neige dann stark zur Furie, und ihr kennt sicher alle die Snickers-Werbung. Dani kennt das ebenfalls – und sorgt jeweils schnellstmöglich für eine verlässliche Nahrungsquelle. 😅
Heute besichtigen wir Jimbaran, das ganz in der Nähe liegt. Der Strand eignet sich gut zum Schwimmen und Entspannen, da das Meer hier ruhiger ist. Doch so richtig begeistert sind wir nicht – also düsen wir weiter nach Uluwatu.
Dort besichtigen wir den berühmten Meerestempel, der auf einer 70 Meter hohen Klippe thront. Doch der eigentliche Kampf beginnt erst danach – mit den frechen Affen! Einer dieser Kerle reisst mir einfach die Lesebrille aus der Hand und verschwindet blitzschnell. Zum Glück lässt sich mit Essen ein Deal erzwingen, und nach ein paar geschickten Verhandlungen bekomme ich meine Brille zurück.
Wir schlendern durch die zahlreichen Verkaufsstände, hinunter zum Padang Padang Beach und weiter zum Suluban Beach, wo wir noch eine Weile die Surfer beobachten. Wie schon an anderen Orten gibt es hier eine unglaubliche Dichte an wunderschönen Restaurants, Cafés und Boutiquen. Für mich als Vegi ist das kulinarische Angebot ein Traum.
Besonders angetan bin ich von den hochwertigen Yogazentren, die hier auch Lehrerausbildungen anbieten. Dani hingegen freut sich über seine neuen Badehosen – die alten haben ihren Zenit längst überschritten. Zum Leben wäre mir diese Gegend wohl zu touristisch, aber für einen Abstecher mag ich den Trubel.
An den sonnigen Tagen erkunden wir auch die Beachclubs an der Melasti Beach. Sie sind gut besucht – und fest in russischer Hand. Uns ist das aber zu viel: Schaulaufen, Silikon und Gorillagehabe sind einfach nicht unser Ding. Doch am Ende des Strandes finden wir ein kleines, ruhiges Warung, wo wir uns sofort wohlfühlen. Für wenig Geld mieten wir uns eine Tagesliege und geniessen das Bad im Meer.
Früh am nächsten Morgen geht es los – wir fahren auf die andere Seite der Insel nach Sanur. Dort leben Susanne und Ruedi, und falls ihr euch erinnert: Sie haben uns unsere Kreditkarten aus der Schweiz mitgebracht!
Die Begegnung mit den beiden ist nicht nur praktisch, sondern auch unglaublich spannend und inspirierend. Sie leben seit 15 Jahren in Indonesien und haben uns mit wertvollen Insider-Infos versorgt. Da sie auch Pakistan und Indien gut kennen, haben wir sofort interessante Gespräche.
Ein weiteres Highlight: das Käseplättli! Ich habe mich hemmungslos darauf gestürzt – so viel zu meinem Neujahrsvorsatz. 😅 Ich vermisse Käse, Familie und Freunde – die Reihenfolge könnt ihr selbst bestimmen. Aber nie so sehr, dass ich wirklich Heimweh bekomme. Zurück nach Zürich? Nein, auf keinen Fall! Ehrlich gesagt, kann ich mir eher vorstellen, auf Bali alt zu werden.
Kommt ihr uns dann besuchen, wenn es irgendwann so weit ist? 😃
Liebe Susanne und Ruedi, danke für euren Einsatz und die vielen Infos!
Unser letzter Halt auf Bali führt uns nach Nusa Dua, einen luxuriösen und perfekt gepflegten Küstenort. Hier reihen sich exklusive Resorts und elegante Hotels aneinander, die Strände sind sauber und fast menschenleer, die Atmosphäre ruhig und gehoben. Ein idealer Ort für Reisende, die einen entspannten, luxuriösen Urlaub abseits des Trubels suchen.
Doch für uns fühlt es sich hier an wie überall auf der Welt, wo sich teure Resorts die Hand geben. Uns fehlt die Mischung aus quirligem Leben, kleinen hippigen Dörfern und dem authentischen balinesischen Charme. Luxus in dieser Form muss nicht sein – unsere Definition von Luxus hat sich auf unserer Reise längst verändert.
Es fällt uns nicht leicht, nach so vielen Jahren in Asien heute Abend in den Flieger zu steigen und einen neuen Kontinent zu bereisen. Aber wir sind uns sicher: Wir werden ankommen. Wir werden die neuen Abenteuer annehmen, geniessen oder durchstehen – als Liebende, als Team und einfach als Madahin.
Wer bereit ist, die Augen vor dem Abfall zu schliessen den Verkehr zu akzeptieren oder zu ignorieren, findet ein Bali, dass nichts von seinem Charme eingebüsst hat. Die touristischen Orte wirken auf den ersten Blick überlaufen, doch nur wenige Meter abseits der Hauptstrassen entdeckt man hübsche, ruhige und authentische Ecken. Unberührte Strände und menschenleere Buchten gibt es nach wie vor – man muss nur wissen, wo.
Ein zentraler Bestandteil der balinesischen Kultur sind die täglichen Opfergaben, die „Canang Sari“. Diese kunstvoll gestalteten Gaben werden auf Hausaltären, Tempeln oder einfach an öffentlichen Orten platziert. Sie bestehen aus geflochtenen Palmblättern, gefüllt mit Blumen (Sari), Kräutern, Reiskeksen und Räucherstäbchen (Dupa). Wir entdecken sogar ein solches Opfer an unserem Roller – vermutlich wusste der Besitzer heute Morgen nicht, dass wir ihn mieten würden. Doch die Götter haben seine Gabe gesehen – und ihm einen Kunden geschickt.
Überall auf der Insel liegt der Duft von Räucherstäbchen in der Luft. Ich liebe diese Rituale einfach so sehr.
Wer Bali erkunden möchte, sollte bereit und mutig genug sein, mit einem Motorroller herumzudüsen. Helme kann man von zuhause mitbringen – sie sind hier oft Mangelware oder diese sind in einem schlechten Zustand. Ohne Roller wird die Reise vermutlich eher langweilig und eintönig.
Es gibt unzählige schöne und bezahlbare Unterkünfte, und wer möchte, kann für wenig Geld köstliches lokales Essen geniessen.
Daumen hoch für alle, die Lust haben, die Insel mit dem Rucksack zu entdecken! 👍🌏
Danke, dass du bis zu Ende gelesen hast. Wir freuen uns immer wieder über einen Feedback von dir. Lass es uns wissen, was du denkst und mach uns Vorschläge, über welche Themen wir berichten sollen.